Archiv des Autors: Jörg Gerke

Fehlentwicklungen bei Verordnungen und Gesetzen für die Landwirtschaft II

Zweitens: Die Förderung des organischen Landbaus

Was ist falsch an der Förderung des organischen Landbaus durch den Staat und die Europäische Union?

Die Förderung des organischen Landbaus erfolgt vor allem über die Agrarbeihilfen. Es gibt im Rahmen der EU-Agrarsubventionen jährliche Agrarzahlungen bezogen auf die bewirtschaftete Fläche in der ersten Säule – für alle Betriebe, wenn diese Mindeststandards einhalten- und in der zweiten Säule, wo zusätzliche Umweltleistungen prämiert werden. Die Förderung des organischen Landbaus macht einen großen Anteil der Agrarbeihilfen der zweiten Säule aus.

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Fehlentwicklungen bei Verordnungen und Gesetze für die Landwirtschaft I

Erstens: Stilllegung  von 4 Prozent der Ackerfläche ab 2024 für alle Betriebe:

Während in der Vergangenheit allein konventionelle Betriebe von der Stilllegungsverpflichtung betroffen waren, werden ab 2024 alle landwirtschaftlichen Betriebe von der Stilllegungsverpflichtung betroffen sein, 4 Prozent der Ackerfläche stillzulegen. 

Dabei sind die Vorgaben so, daß vom 1. April  bis zum 1. September des jeweiligen Jahres keine Nutzung der Flächen erfolgen darf; die Flächen dürfen noch nicht einmal gemulcht werden. Für den nachfolgenden Anbau der Winterung darf ab dem 1.September umgebrochen werden, bei zwei Ausnahmen ab den 15.August.

Was bedeutet dies für die Landwirtschaft?

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Die Umweltbewegung der 1970er und 1980er Jahre, die Grünen und Nichtregierungsorganisationen heute!

Eine kurze Genese der Grünen Partei

In Deutschland bildeten sich spätestens seit Mitte der 1970er Jahre Protestbewegungen gegen den Neubau und die Inbetriebnahme von Atomkraftwerken. Es waren Bewegungen von unten, von keiner der im Bundestag vertretenen Parteien unterstützt.  

Der Protest gegen die Atomkraft war das sichtbarste Zeichen dieser sich entwickelnden Bewegung, es ging schon früh auch um mehr Naturschutz, eine andere Art der Landwirtschaft und einen erweiterten Umweltschutz. Damit wurde eine andere Art des Wirtschaftens zum Thema. Die Proteste trafen auf den Widerstand staatlicher Institutionen. Der Protest fand auch in den öffentlich-rechtlichen Medien statt, in den Tageszeitungen und Wochenjournalen, häufig kritisch oder polemisch. Es gab im Vergleich zu heute keine vergleichbare Medienkultur des Verschweigens und Tabuisierens.

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Treibhausgasemissionen Kohlendioxid, Lachgas, Methan aus der Landwirtschaft: Wie können Produktivität und geringe Emissionen zusammengebracht werden?

Zusammenfassung

Wie bei vielen wissenschaftlichen Themen, die in den politischen Würgegriff geraten sind, gibt es auch hier, bei der Frage nach dem anthropogen verursachten Klimawandel, eine Art von Wissenschaft, die aus der Politisierung Nutzen zieht, z.B. beim Kampf um Forschungsgelder, Posten und Renommee. 

Tatsächlich ist der Anteil der Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft erheblich, Schätzungen von UN-Organisationen gehen von einem Anteil von global 35% aus. Weiterhin stammen rund 50% der erhöhten Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre heute aus den Böden und zwar wesentlich aus den land- und forstwirtschaftlich genutzten Böden. 

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“Regenerative Landwirtschaft”. II. Anspruch und Wirklichkeit

Der Selbstanspruch „regenerativer Landwirtschaft“ wird von dem international renommierten Bodenkundler Rattan Lal beschrieben als „eine Landwirtschaft, die ausreichend Nahrungsmittel produziert (enough food), bei gleichzeitig negativen Emissionen unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeitsziele der UN von 201“ (Lal, 2020). 

Die Wissenschaftler um den interdisziplinär forschenden Peter Newton charakterisieren „regenerative Landwirtschaft“ als alternative Technik oder Mittel, durch die Nahrungsmittel produziert werden, bei einer positiven oder weniger negativen Umwelt- und Sozialbilanz (Newton et al., 2020). 

In beiden zitierten Publikationen wird „regenerative Landwirtschaft“ positiv bewertet. Die in beiden Publikationen aufgelisteten Kriterien für „regenerative Landwirtschaft“ sollen im Folgenden auf ihre Richtigkeit und Zielgerichtetheit hin zu einer nachhaltigen Landwirtschaft untersucht werden. 

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Regenerative Landwirtschaft“ – Versuch der globalen Neuausrichtung unserer Lebensmittelversorgung

„Regenerative Landwirtschaft“: unter diesem Namen und dem Deckmantel von Nachhaltigkeit bereiten die großen Nahrungsmittelkonzerne, Rohstoffhändler und der Lebensmittelhandel eine globale Neuausrichtung der Nahrungsmittelerzeugung vor!

Welche Bedeutung die „regenerative Landwirtschaft“ in Zukunft erhalten könnte, zeigt sich nicht an der Anzahl wissenschaftlicher Artikel zu diesem Stichwort, auch nicht an der Anzahl der gesendeten Beiträge dazu, zum Beispiel auf YouTube, sondern daran, welche wirtschaftlichen Akteure „regenerative Landwirtschaft“ antreiben und welche Kriterien mit diesem Begriff überhaupt verbunden sind. 

Ein Schlüsselbeitrag dazu ist auf der Wirtschaftsseite Forbes.com am 19.08.2021 veröffentlicht, von J. Uldrich, einem „Forbes Council Member“ mit der merkwürdigen Zuschreibung „führender globaler Futurist“ (leading global futurist). Der Titel: „Regenerative Agriculture: The Next Trend in Food Retailing“ verrät schon, daß es um Handel und Vermarktung geht, nicht um Nachhaltigkeit.

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Sind die erneuerbaren Energien aus Biomasse, Wind oder Sonne nachhaltig?



Zusammenfassung und Schlussfolgerung
Die heutigen, als erneuerbar definierten Methoden der Energiegewinnung und Energieverarbeitung sind weder erneuerbar, noch nachhaltig. Ein Teil dieser Energien – Kraftstoffe aus Mais, Zuckerrübe und Ölpflanzen, Mais zur Biogasgewinnung – erhöht die Emission von Treibhausgasen. Energiegewinnung, welche elektrische Energiesysteme benötigt, mangelt es an einer langfristig gesichertern Versorgung mit den notwendigen Rohstoffen. Damit sind diese Systeme nicht nachhaltig und damit ebenfalls nicht erneuerbar.
Welche machtpolitischen Interessen stehen hinter einer solchen sachlichen und terminologischen Fehlentwicklung in Deutschland?
Ein mögliches Motiv für diese Entwicklung besteht in der umfassenden Einführung von CO2-Zertifikaten, mit denen über teilweise irrationale Besteuerungen jede Art von Wirtschaftsentwicklung unter dem Oberbegriff „Klimapolitik“ durchgesetzt werden kann, auch ohne sachliche Basis.
Es geht hierbei um eine besonders rigide Form von Machtpolitik, aber nicht im Geringsten um nachhaltiges Wirtschaften oder Umweltschutz.

Einleitung
Diese Frage, ob erneuerbare Energien aus Biomasse, Wind oder Sonne nachhaltig sind, weist schon auf die Begriffsverwirrung hin, die hier herrscht.
Durch den Begriff „erneuerbar“ wird schon unterstellt, daß diese Energien nachhaltig sind, das heißt langfristig wirksam sein können. Die Frage der Nachhaltigkeit der erneuerbaren Energien bedarf jedoch einer Überprüfung. Die gesamte Diskussion um die „Klimapolitik“ ist in den Sog politischer und medialer Machtinteressen geraten. Und in diesem Sog stehen auch die Natur- und Technikwissenschaften, die sich diesen Interessen unterordnen müssen, um eine Versorgung mit Forschungsgeldern sicherzustellen. Zwei Anmerkungen erscheinen vorab notwendig.
1. Einer der Gründungsväter der Partei „Die Grünen“, der aus der CDU stammende Herbert Guhl, hat 1976 den deutschen Klassiker der Umweltbewegung veröffentlicht: „Ein Planet wird geplündert“. Darin beschreibt er schon zwei technokratische Irrtümer des Umweltschutzes, nämlich die Illusion der Stoffsubstitution, d.h. jeder Rohstoff ist ersetzbar und zum zweiten die Illusion, daß technische Probleme der Gegenwart durch zukünftige Innovationen technisch gelöst werden können. Diese beiden ideologischen Annahmen sind aktuell von großer Bedeutung bei der Stromgewinnung aus Windanlagen und Solarzellen. Beide Arten der Stromgewinnung funktionieren nur intermediär und benötigen deswegen dringend Speichermedien. Und genau an dieser Stelle sind es die knappen Batterierohstoffe wie Lithium oder Kobalt, die eben großtechnisch nicht ersetzbar sind. Die gesamte Kette der Gewinnung von Elektroenergie und des Verbrauchs hängt daran. Das irrationale Vertrauen auf zukünftige Entwicklungen zeigt, daß aus Rohstoffgründen Strom aus Wind und Sonne nicht nachhaltig produziert werden kann und damit auch nicht erneuerbar ist.
Der Umweltschützer Herbert Guhl trat wenige Jahre nach Gründung aus der Partei „Die Grünen“ mit einigen Mitstreitern aus, nachdem sie von ehemaligen K-Gruppen Funktionären Ende der siebziger bis Anfang der achtziger Jahre gekapert wurde, in der Hoffnung, mit Hilfe des Umweltschutzargumentes die Ideologie der grundlegenden Transformation der freien westlichen Gesellschaften umzusetzen. Beispiele für ehemalige K-Gruppen Funktionäre sind W. Kretschmann, J. Trittin und R. Fücks – alle bis heute einflussreiche Politiker. Guhl erkannte damals, daß die grüne Partei Opfer einer feindlichen Übernahme geworden war.

2. Die Energiegewinnung aus Kohle, Erdgas und Erdöl sowie aus der Kernspaltung ist nicht nachhaltig, das heißt langfristig werden die Vorräte aufgebraucht. Der Beitrag dazu von Thomas Hoof, 2018 in der Vierteljahreszeitschrift Tumult erläutert dies sehr eindringlich. Das aber heißt, es gibt politischen Handlungsbedarf, die Energieversorgung auch in Zukunft sicherzustellen. Ob es daher aber sinnvoll ist, die existierenden Vorräte an Kohle, Gas und Erdöl in Deutschland nicht mehr zu nutzen, ist noch nicht einmal eine Frage. Für jedes in Deutschland jetzt stillgelegte Kohlekraftwerk werden in den nächsten Jahren unter anderem in China, Russland und Indien zehn bis hundert neue Kohlekraftwerke in Betrieb genommen.

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Die Naturwissenschaften im Würgegriff von Politik und Medien

 II. Der “Klimaschutz” in Deutschland 

Zusammenfassung

Während politisch am Ausstieg aus der Nutzung von Öl, Kohle und Gas gearbeitet wird, vermeintlich aus „Klimagründen“, ist gleichzeitig die Industrialisierung der Landwirtschaft, auch des organischen Landbaus Ziel aller politischen Bemühungen. Der Boden ist ein bedeutendes Feld für den weltweiten CO2-Haushalt. Er kann Kohlenstoff binden aber auch freisetzen. Eine noch im Jahr 2000 ausgeglichene Bilanz für die Treibhausgasemissionen aus den europäischen Böden ist Vergangenheit. Doch dieses Feld wird politisch wenig beackert. Dabei führt vor allem die Industrialisierung der europäischen Landwirtschaft zu einer Nettotreibhausgasemission aus den landwirtschaftlichen Böden, die den Effekt der Reduktion der fossilen Energieverbrennung mittlerweile übersteigt. Gerade der Anbau der Energiepflanzen, Mais und Raps führt zu einem Anstieg der Emissionen von Kohlendioxid und vor allem Lachgas und Methan aus Böden. Die angekündigte Energiewende kann deswegen zu einem Zuwachs an Treibhausgasemissionen in Europa führen. Die Rolle der Naturwissenschaftler in diesem Spiel besteht aus ein bißchen leiser Kritik, im besten Fall Forschung zum Status quo und vor allem gnadenlose Anpassung an die Form und den Inhalt des politisch-öffentlichen Diskurses zum „Klimaschutz“         Weiterlesen

Die Naturwissenschaften im Würgegriff von Politik und Medien

  1. Das Problem

Eines der dümmsten Ratschläge in öffentlichen Diskussionen zum richtigen Handeln lautet, spätestens seit 2020 in einer Art Neudeutsch „Follow the science“- folge der Wissenschaft.

Dumm ist dieser Ausspruch, weil weder das Folgen noch der Begriff der Wissenschaft dabei geklärt sind. Science im anglo-amerikanischen Sprachraum meint in der Regel Naturwissenschaft. Aber Naturwissenschaften geben keine Handlungsanweisungen. Und das Folgen in dem Eingangsspruch klärt und bestimmt nichts. Eine Steigerung dazu ist es, wenn Akteure behaupten, daß sie selbst Wissenschaft repräsentieren würden. Weiterlesen

Der Verkauf der bundeseigenen Landwirtschaftsflächen der BVVG soll gestoppt werden – hat dies eine agrarstrukturelle Bedeutung?

Die neue Bundesregierung hat im Agrarbereich für die eigene Politik damit geworben, daß der Verkauf der landwirtschaftlichen BVVG-Flächen des Bundes eingestellt wird. Einige Verbände und NGOs applaudieren schon jetzt, obwohl überhaupt nicht klar ist, ob es zu dem angekündigten Verkaufsstopp kommt.

Um die Bedeutung eines möglichen Verkaufsstopps auszuloten, muß die Chronologie der Bodenpolitik in Ostdeutschland in den letzten 30 Jahren kurz rekapituliert werden. Weiterlesen