Archiv des Autors: Jörg Gerke

“Regenerative Landwirtschaft”. II. Anspruch und Wirklichkeit

Der Selbstanspruch „regenerativer Landwirtschaft“ wird von dem international renommierten Bodenkundler Rattan Lal beschrieben als „eine Landwirtschaft, die ausreichend Nahrungsmittel produziert (enough food), bei gleichzeitig negativen Emissionen unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeitsziele der UN von 201“ (Lal, 2020). 

Die Wissenschaftler um den interdisziplinär forschenden Peter Newton charakterisieren „regenerative Landwirtschaft“ als alternative Technik oder Mittel, durch die Nahrungsmittel produziert werden, bei einer positiven oder weniger negativen Umwelt- und Sozialbilanz (Newton et al., 2020). 

In beiden zitierten Publikationen wird „regenerative Landwirtschaft“ positiv bewertet. Die in beiden Publikationen aufgelisteten Kriterien für „regenerative Landwirtschaft“ sollen im Folgenden auf ihre Richtigkeit und Zielgerichtetheit hin zu einer nachhaltigen Landwirtschaft untersucht werden. 

Folgende, als vielfach für „regenerative Landwirtschaft“ zentral eingeschätzte Kriterien werden überprüft:

  1. Reduzierte/ Null- Bodenbearbeitung
  2. Anbau von Zwischenfrüchten
  3. Ernterückstände auf dem Acker belassen 
  4. Agro-Forst-Systeme
  5. Anreicherung der Böden mit organisch gebundenem Kohlenstoff (Corg )
  6. Einsatz von Biokohle
  7. Reduktion der Emission von Treibhausgasen aus der Landwirtschaft

Diese sieben Kriterien werden in vielen Abhandlungen zu „regenerativer Landwirtschaft“ jeweils allein oder in Kombination als Charakteristika verwendet. Daß mit dieser Art der Bestimmung von „regenerativer Landwirtschaft“ Unschärfe und Beliebigkeit Tür und Tor geöffnet sind, wurde im ersten Teil gezeigt. Inwiefern die hier aufgelisteten Kriterien konsistent, sinnvoll und widerspruchsfrei sind, wird im Folgenden beschrieben. 

  1. Reduzierte Bodenbearbeitung

Die zentrale Begründung für die Aufgabe oder wenigstens deutliche Einschränkung der Bodenbearbeitung hinsichtlich der Tiefe und Intensität der Bearbeitung ist die damit verbundene Erhöhung der Corg – oder Humusgehalte im Boden, was wiederum zu einer verbesserten Bodenstruktur führt, die in der Folge auch zu einer verstärkten Widerstandsfähigkeit der Böden gegen Wind- und Wassererosion führt. Zudem können die durch die reduzierte Bodenbearbeitung erhöhten Humusgehalte die Erhöhung der Kohlendioxidkonzentration in der Luft kompensieren oder sogar umkehren. 

Die Einschätzung, daß reduzierte Bodenbearbeitung die Humusgehalte im Boden erhöht, kann nicht verallgemeinert werden. Unter mitteleuropäischen Bedingungen wird bei reduzierter Bodenbearbeitung der Humusgehalt der Ackerböden in den obersten Zentimetern angehoben, was sich positiv auf Bodenstruktur und Erosionsanfälligkeit auswirkt.

Aber: Tiefe Bodenbearbeitung, tiefes Pflügen bringt organische Substanz in tiefere Bodenschichten, wo diese stabilisiert werden (Alcantara et al., 2016). Dadurch wird insgesamt mehr Humus im Boden gebunden. Alcantara et al. (2016) beschreiben Tiefpflugversuche in Deutschland auf Löss- und Sandböden, wo noch nach mehr als 30 Jahren nach einmaligem Tiefpflügen in einer Tiefe von 50 – 80 cm gegenüber der Kontrolle ohne Tiefpflügen im Mittel 45 Prozent mehr Humus im Boden gespeichert wurde. Die damit zusätzlich gebundenen Mengen an Corg. sind für die Kohlendioxidkonzentration der Luft von großer Bedeutung, da das zusätzlich gebundene C im Wesentlichen aus dem Kohlendioxid der Luft stammt. Die Verfechter „regenerativer Landwirtschaft“ irren, wenn sie pauschal feststellen, daß reduzierte Bodenbearbeitung die Humusgehalte der Böden erhöht.

Eine Empfehlung aus diesen Versuchsergebnissen kann sein, die jährliche Bodenbearbeitung flach zu halten, um oberflächlich die Humusgehalte zu erhöhen, aber in längeren Zeitabständen eine einmalig tiefere, wendende Bodenbearbeitung vorzunehmen. Damit wird auch im Unterboden Humus langfristig angereichert und die Menge an Humus je Flächeneinheit erhöht. 

2. Anbau von Zwischenfrüchten

Zwischenfrüchte (engl. Cover Crops) sind Früchte, die in Ackerbaufruchtfolgen zwischen den Hauptfrüchten eingefügt werden. Dabei unterscheidet man Winterzwischenfrüchte, Untersaaten und Stoppelfrüchte. Bezüglich der verbleibenden Wurzel- und Stoppelbiomasse sind Untersaaten und Winterzwischenfrüchte den Stoppelfrüchten weit überlegen, Könnecke (1967). Aber Stoppelzwischenfrüchte dominieren im Anbau. 

Eine größere Bedeutung haben Zwischenfrüchte im organischen Landbau vor allem dann, wenn Leguminosen Bestandteil des angebauten Gemenges sind. Dies gilt vor allem für Untersaaten mit verschiedenen Kleearten, die biologisch Stickstoff aus der Luft in eine pflanzenverfügbare Form überführen und damit mineralischen Stickstoff ersetzen. Zwischenfrüchte sind kein Kriterium der „regenerativen Landwirtschaft“ und der Anbau besonders von Leguminosen als Zwischenfrüchte ist nach den Angaben von Newton et al. (2020) und Lal (2020) kein besonderes Ziel der „regenerativen Landwirtschaft“.

3. Ernterückstände auf dem Acker belassen

Dieses vermeintliche Kriterium der „regenerativen Landwirtschaft“ stellt kein Differenzierungs- oder Alleinstellungsmerkmal dar. Daß Ernterückstände nicht mehr deponiert oder wie beim Stroh auf dem Acker verbrannt werden, ist in der Landwirtschaft heute, bis auf marginale Ausnahmen, eine Selbstverständlichkeit.

Was aber viel wichtiger ist, was hinter der Frage nach den Ernterückständen auf dem Acker steht, ist die Frage nach dem verwertbaren Teil der Ernte. Der „Harvest Index“ gibt an, welchen Anteil die verwertbaren Anteile an der Ernte haben, z.B. werden in einem viehlosen Betrieb vom geernteten Getreide die Getreidekörner verkauft, das mitanfallende Stroh auf dem Feld belassen. Der Harvest-Index wird als Kornertrag/Ganzpflanzenertrag errechnet und ist durch Züchtung im 20 Jahrhundert stark angestiegen (Hay, 1995; Sinclair, 2019). Der Anstieg des Kornertrags bei Getreide ist zu einem hohen Anteil auf die Erhöhung des züchterischen Harvest-Index Zurückzuführen. Dazu kommt beim Anbau von Getreide in der konventionellen Landwirtschaft die Verkürzung der Pflanzen durch Gaben von Pflanzenhormonen, wodurch sich der Harvest-Index nochmals erhöht. Es ist also die Frage danach, wieviel Ernterückstände überhaupt noch bei den hochgezüchteten Kulturpflanzenarten anfallen. Mais, der zu Silomais verarbeitet wird und zu einem großen Teil in den Biogasanlagen zur Stromerzeugung verwendet wird, hinterlässt fast gar keine Ernterückstände. Die Frage nach der Treibhausgasemission der heute angebauten Energiepflanzen taucht bei Lal (2020) und Newton et al. (2020) nicht auf.

Stroh kann ein sinnvolles Erntegut des Getreideanbaus sein, z.B. für die Einstreu bei einer artgerechten Tierhaltung und damit der Erzeugung von Stallmist, für die Erzeugung von Energie (Strohverbrennung) oder den Einsatz von Stroh als Dämmstoff. Die Frage, ob Stallmist bei der Tierhaltung erzeugt werden sollte, ist kein Kriterium für Vertreter einer „regenerativen Landwirtschaft“, noch nicht einmal als Minderheitenkriterium (Newton et al., 2020). 

4. Agro-Forst- Systeme

Die Verbindung landwirtschaftlicher Bodenproduktion mit der Anpflanzung von Gehölzen ist nichts Neues und stellt kein Alleinstellungsmerkmal der „regenerativen Landwirtschaft“ dar. Die Anpflanzung und Pflege von Hecken in winderosionsgefährdeten Gebieten z.B. in Teilen Schleswig-Holsteins war Bestandteil der landwirtschaftlichen Bodennutzungssysteme. Die Industrialisierung der Landwirtschaft mit der Vergrößerung der einzelnen Ackerschläge hat zu einer weitgehenden Zerstörung der Hecken geführt. Ob Agro-Forstsysteme darüber hinaus eine Berechtigung und Mittel- und Nordeuropa haben, ist fraglich. Ihre Bedeutung haben solche Systeme auf tropischen Böden mit hoher Sonneneinstrahlung und hohen Niederschlägen, wo sie sogar eine ackerbauliche Notwendigkeit darstellen können. 

5. Anreicherung des Bodens mit organischem Kohlenstoff

Alle unter 1 – 4 genannten Maßnahmen stehen in der „regenerativen Landwirtschaft“ auch unter dem erklärten Ziel, den Gehalt an organischem Kohlenstoff (Humus) im Boden zu erhöhen, mit dem Ziel, dadurch die Erhöhung der Kohlendioxid-Konzentration der Luft zu verringern oder sogar die Konzentration herabzusenken. Im gemäßigten Klima, unter mitteleuropäischen Bedingungen, sind alle vier hier diskutierten Maßnahmen nur bedingt oder gar nicht geeignet, die Humusmengen je Flächeneinheit zu erhöhen. Reduzierte Bodenbearbeitung erhöht zwar die Humusgehalte in der obersten Bodenschicht, dies kann aber durch geringere Humusgehalte unterhalb des Bearbeitungshorizontes überkompensiert werden, wie Alcantara et al. (2016) gezeigt haben. Zwischenfrüchte erhöhen die Humusgehalte meist eher wenig. Die Einarbeitung von Ernterückständen statt deren Abfuhr steht in einem engen Zusammenhang mit dem Harvest-Index, der unter anderem aussagt, in welchem Ausmaß überhaupt Ernterückstände anfallen. Und Agro-Forstsysteme stellen in Mitteleuropa in Form von Feldhecken ein traditionelles Element der Landwirtschaft dar, das durch die Industrialisierung der Landwirtschaft verdrängt wird. Über die Industrialisierung der Landwirtschaft schweigen sich die Repräsentanten der „regenerativen Landwirtschaft“ weitgehend aus (Newton et al., 2020; Lal, 2020). 

Am wichtigsten aber erscheint, daß die beiden ackerbaulich wichtigsten Instrumente die Humusgehalte der Böden zu erhöhen, in der „regenerativen Landwirtschaft“ keiner Erwähnung wert sind. Es handelt sich zum einen um die Düngung mit verrottetem Stallmist oder dessen Kompost im Gegensatz zu dem flüssigen Wirtschaftsdünger, der Gülle und zum anderen um die Einbeziehung von Luzerne-Klee-Gras-Gemengen als Futterbaujahre in die Fruchtfolge (s. dazu Gerke, 2021; 2022 und die dortigen Verweise).

6.Einsatz von Biokohle

Die Pyrolyse organischer Substanz unter partialem Sauerstoffabschluss führt zur Verkohlung. Die so entstandene Biokohle wird von vielen Vertretern der „regenerativen Landwirtschaft“ als Bodenverbesserungsmittel empfohlen, um die Humusgehalte der landwirtschaftlichen Böden zu erhöhen. Die Biokohle soll im Boden besonders stabil sein und deswegen wenig von Mikroorganismen abgebaut werden. 

Die positive Bewertung der Biokohle stammt aus einigen wissenschaftlichen Untersuchungen um die Jahrtausendwende, in denen behauptet wird, daß die hohen Humusgehalte als auch die hohe Fruchtbarkeit von tropischen Schwarzerden (Glaser et al. (2001); europäischen Schwarzerden (Schmidt et al., 1999; Schmidt et al., 2002) und US-amerikanischen Schwarzerden (Skjemstad et al., 2002) auf die hohe Konzentration von pyrogenem Kohlenstoff/Biokohle zurückzuführen ist. Diese Einschätzung zur Bedeutung von Biokohle/pyrogenem Kohlenstoff (engl. pyrogenic carbon oder black carbon) lässt sich auf eine fehlerhafte Analyse von Biokohle/Black Carbon in sämtlichen dieser Arbeiten zurückführen, die die Biokohlegehalte im Boden um den Faktor zehn bis hundert überschätzten (siehe zusammenfassend dazu Gerke, 2019). 

Dazu kommt, daß bei der Produktion der Biokohle unerwünschte Nebenprodukte wie beispielsweise polyzyklische, aromatische Kohlenwasserstoffe entstehen, die z.T. toxisch und krebserregend sind. Statt der Pyrolyse der organischen Stoffe zur Biokohle sollten diese kompostiert werden. Beim anschließenden Einsatz im Gartenbau, in der Landwirtschaft und gegebenenfalls in der Forstwirtschaft werden dann eben nicht die toxischen Verbindungen mit ausgebracht, die bei der Pyrolyse zur Biokohle entstehen. 

7. Minimierung von Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft 

Vermutlich soll die Minimierung der Emissionen von Treibhausgasen aus der Landwirtschaft ein zentrales Anliegen „regenerativer Landwirtschaft“ sein, was auch durch die Anlehnung an den Begriff „regenerativer Energie“ nahegelegt wird. 

Je nach Literaturquelle beträgt die Emission der drei wichtigsten Treibhausgase, Kohlendioxid, Lachgas und Methan, aus der Landwirtschaft weltweit zwischen 30 und mehr als 50 Prozent.

Der Boden ist mit Abstand der größte Kohlenstoffspeicher weltweit (Stevenson, 1994; Batjes, 2016); er speichert mehr Kohlenstoff als die Atmosphäre (in Form von Kohlendioxid) und die Vegetation zusammen (Weber et al., 2018). Mehr organischer Kohlenstoff/Humus im Boden bedeutet weniger Kohlendioxid in der Luft! Kleinere Änderungen im Gehalt an Humus in den Böden haben deswegen große Auswirkungen auf die Kohlendioxidgehalte der Luft. 

Die „regenerative Landwirtschaft“ erkennt nicht die wesentliche Bedeutung der zwei wichtigsten humusmehrenden acker- und pflanzenbaulichen Maßnahmen nämlich Stallmist oder dessen Kompost sowie Luzerne-Klee-Gras Ackerfutterbau. Trotzdem gibt aber in den Publikationen zur „regenerativen Landwirtschaft“ eine große Rhetorik zum Ziel der Mehrung der organischen Bodensubstanz und damit der Senkung der Kohlendioxidkonzentration der Luft, die aber durch nichts gedeckt ist.

Die Emission von Lachgas kommt zu rund 65 Prozent aus der Landwirtschaft. Sie kann wesentlich begrenzt werden durch den Anbau von Leguminosen, die Stickstoff aus der Luft binden. Dies sind einerseits Körnerleguminosen wie Ackerbohne, Lupine oder Erbse, andererseits verschiedene Futterbaukleearten oder Luzerne (Stagnari et al., 2017). Zusätzlich wird damit die Notwendigkeit mineralische Stickstoffdüngemittel auszubringen reduziert oder überflüssig. Hier ist als Gegenbeispiel der organische Landbau sehr präzise. Der Einsatz mineralischer Stickstoffdüngemittel ist im organischen Landbau verboten. Die Herstellung der Stickstoffdüngemittel nach dem Haber-Bosch-Verfahren verbraucht mit Abstand den größten Anteil an Energie im Rahmen der landwirtschaftlichen Produktion. Drei bis fünf Prozent des weltweiten Erdgasverbrauchs werden für das Haber-Bosch-Verfahren zur Produktion von Ammoniak benötigt! Wenn Rattan Lal (2020) zur Frage der Düngung dann in seiner Beschreibung der „regenerativen Landwirtschaft“ wolkig von einem „integrierten Nährstoffmanagement“ schreibt, unterstreicht er nur die Indifferenz der „regenerativen Landwirtschaft“ gegenüber Fragen der Düngung und damit gegenüber der Lachgasemission aus der Landwirtschaft. 

Die Produktion von Methan aus der Landwirtschaft erfolgt im gemäßigten Klima vor allem durch Wiederkäuer, Rinder, Schafe und Ziegen. Aber die Landwirtschaft setzt nicht nur Methan frei, sondern der Boden ist auch Methan-Sink, indem dieses dort oxidiert und damit abgebaut wird. Die mikrobielle Oxidation von Methan im Boden wird durch ein hohes Stickstoffniveau im Boden, genauer eine hohe Nitratkonzentration behindert und heruntergesetzt (Wang et al., 2021). Also auch hier, beim gewünschten Abbau von Methan im Boden kann ein Verzicht auf mineralische Stickstoffdüngemittel helfen, den Methanabbau im Boden zu fördern. 

Der politisch geforderte Verzicht auf Fleischverzehr übersieht bezüglich der Methanemissionen zweierlei. Zum einen sind Schweine und Geflügel keine Wiederkäuer, damit ist zur Reduktion der Methanemission der Verzicht auf Schweine- und Geflügelfleisch überflüssig, zum anderen überkompensiert eine artgerechte Fütterung der Wiederkäuer beispielsweise mit Luzerne-Klee-Gras-Futter durch ihre Wirkung auf eine verminderte Kohlendioxid- und Lachgasemission die erhöhte Methanausscheidung der Wiederkäuer. Fleischverzicht wirkt nicht grundsätzlich erhöhend auf die Freisetzung von Klimagasen, es kommt darauf an, welche Tierhaltung betrieben wird. Davon ist jedoch in den Kriterien zur „regenerativen Landwirtschaft“ nichts zu lesen. 

Zusammenfassung

Das, was „regenerative Landwirtschaft“ in ihrem Selbstverständnis darstellt, ist eine Zusammenwürfelung von Vielem, das wenig Bezug zur Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft hat.

Zitierte Literatur  

Alcantara, Don, Well, Nieder (2016): Deep ploughing increases agricultural soil organic matter stocks. Glob. Change Biol., 22, 2939- 2956.

Batjes (2016): Harmonized soil property values for broad-scale modeling with estimates of global carbon stocks. Geoderma, 269, 61- 68.

Gerke (2019): Black (pyrogenic) carbon in soils and waters: a fragile data basis extensively interpreted. Chem. Biol. Technol. Agric., 6: 13.

Gerke (2021): Carbon accumulation in arable soils: Mechanisms and the effect of cultivation practices and organic fertilizers. Agronomy, 11: 1079.

Gerke (2022): The central role of soil organic matter in soil fertility and carbon storage. Soil Systems, 6: 33.

Glaser, Haumeier, Guggenberger, Zech (2001): The terra preta phenomenon: a model for sustainable agriculture in the humid tropics. Naturwissenschaften, 88, 37- 41.

Hay (1995): Harvest index: a review of its use in plant breeding and crop physiology. Ann. Appl. Biol., 126, 197- 216.

Könnecke (1967): Fruchtfolgen. Ostberlin. 

Lal (2020): Regenerative agriculture for food and climate. J. Soil Water Conserv., 75, 123A-124A.

Newton, Civita, Fraenkel-Goldwater, Johns (2020): What is regenerative agriculture? A review of scholar and practitioner definitions based on processes and outcomes. Front. Sustain. Food Syst., 4: 577723.

Schmidt, Skjemstad, Gehrt, Kögl-Knabner(1999): Charred organic carbon in German chernozemic soils. Eur. J. Soil Sci., 50, 351- 365.

Schmidt, Skjemstad, Jäger (2002): Carbon isotope geochemistry and nano morphology of soil black carbon: black chernozemic soils in central Europe originate from ancient biomass burning. Glob. Biogeochem. Cycles, 16, 1123. 1131.

Sinclair (2019): The biological yield and harvest index of cereals as agronomic and plant breeding criteria by C.M. McDonald and J. Hamblin, Adv. Agron. (1978), 28, 361- 405.Crop Sci., 59, 850- 852.

Skjemstad, Reicosky, Wilts, McGowan (2002): Charcoal carbon in U.S. agricultural soils. Soil Sci. Soc. Am., 66, 1249- 1255.

Stagnari, Maggio, Galiena, Pisante (2017): Multiple benefits of legumes for agriculture sustainability: an overview. Chem. Biol. Technol. Agric., 4:2.

Stevenson (1994): Humus chemistry. New York. 

Wang, Amon, Schulz, Mehdi (2021): Factors that influence nitrous oxide emissions from agricultural soils as well as their representation in simulation models: a review. Agronomy, 11: 70.

Weber, Chen, Janroz, Miano (2018): Preface: humic substances in the environment. J. Soils Sediments, 18, 2665- 2667.                                    

Regenerative Landwirtschaft“ – Versuch der globalen Neuausrichtung unserer Lebensmittelversorgung

„Regenerative Landwirtschaft“: unter diesem Namen und dem Deckmantel von Nachhaltigkeit bereiten die großen Nahrungsmittelkonzerne, Rohstoffhändler und der Lebensmittelhandel eine globale Neuausrichtung der Nahrungsmittelerzeugung vor!

Welche Bedeutung die „regenerative Landwirtschaft“ in Zukunft erhalten könnte, zeigt sich nicht an der Anzahl wissenschaftlicher Artikel zu diesem Stichwort, auch nicht an der Anzahl der gesendeten Beiträge dazu, zum Beispiel auf YouTube, sondern daran, welche wirtschaftlichen Akteure „regenerative Landwirtschaft“ antreiben und welche Kriterien mit diesem Begriff überhaupt verbunden sind. 

Ein Schlüsselbeitrag dazu ist auf der Wirtschaftsseite Forbes.com am 19.08.2021 veröffentlicht, von J. Uldrich, einem „Forbes Council Member“ mit der merkwürdigen Zuschreibung „führender globaler Futurist“ (leading global futurist). Der Titel: „Regenerative Agriculture: The Next Trend in Food Retailing“ verrät schon, daß es um Handel und Vermarktung geht, nicht um Nachhaltigkeit. 

Uldrich bringt einige interessante Zahlen dazu, welche globalen Firmen in Zukunft auf wieviel Flächen den Anbau von „regenerativer Landwirtschaft“ organisieren werden. General Mills:1 Millionen Acres, PepsiCo: 7 Millionen Acres, Cargill bis 2030:10 Millionen Acres, Walmart: 50 Millionen Acres, andere globale Nahrungsmittel Verarbeiter wie Danone und Unilever wollen auch in diesen Bereich gehen, noch ohne Flächenangaben. Ein amerikanischer Acre entspricht rund 0,4 Hektar.  Um die Zahlen zur Entwicklung der „regenerativen Landwirtschaft“ einordnen zu können: Der langfristig gewachsene organische Landbau in den USA bewirtschaftete 2022 eine Flächen von rund 5 – 5,5 Millionen Acres, also weit weniger als ein Zehntel der geplanten Flächen für „regenerative Landwirtschaft“. 

Das Problem der „regenerativen Landwirtschaft“ ist, daß diese Form der Landbewirtschaftung weder sicher bestimmt ist, und schon gar nicht definiert ist, was „regenerative Landwirtschaft“ ist. 

Organischer Landbau ist im Gegensatz dazu recht präzise definiert durch den Verzicht auf mineralische Stickstoffdünger aus dem Haber-Bosch-Verfahren, dem Verzicht auf organische Pestizidwirkstoffe und in der Folge durch vielfältige Fruchtfolgen mit Leguminosen als zentralen Früchten, die damit auch Vielfalt in die Anbausysteme bringen. 

Um die Frage nach dem, was „regenerative Landwirtschaft“ ist, zu beantworten, haben mehrere US-Wissenschaftler eine Literatur- und Internetrecherche durchgeführt. Sie sammelten 229 wissenschaftliche Artikel aus Peer-begutachteten Zeitschriften aus dem Zeitraum 1982 – 2019 über „regenerative Landwirtschaft“ (regenerative agriculture), weiterhin 25 „Praktiker-Webseiten, die sich mit „regenerativer Landwirtschaft“ befassen (Newton et al., 2020). 

Die Auswertung der 229 Wissenschaftsartikel zeigt, daß es praktisch keine gemeinsamen Kriterien für eine „regenerative Landwirtschaft“ gibt. Die Autoren listen über 40 Begriffe auf, die zur Charakterisierung von „regenerativer Landwirtschaft“ herangezogen werden und zeigen, daß für die meisten der Begriffe zwischen zwei und 25 Prozent der Artikel diese Begriffe auflisten (Newton et al., 2020). Das bedeutet aber auch, daß im besten Fall mindestens dreiviertel der wissenschaftlichen Beiträge den jeweiligen Begriff zur Charakterisierung nicht heranziehen. Es gibt eine Ausnahme bei den von Newton et al. (2020) untersuchten Begriffen, der Begriff „Bodengesundheit“ (soil health) wird zur Charakterisierung in 40 Prozent der wissenschaftlichen Beiträge verwendet. Aber genau dieser Begriff selbst hat keine verbindliche Bedeutung oder ist sogar unsinnig, wenn bedacht wird, daß Gesundheit Organismen zugeordnet wird und der Boden kein Organismus ist. Ein sehr renommierter Bodenkundler, der sich schon lange mit der Nachhaltigkeit von Bodennutzungssystemen befasst, D. S. Powlson, hat in einem Beitrag zu „Soil health“ klargestellt, daß in wissenschaftlicher Hinsicht Bodengesundheit kein sinnvolles Konzept darstellt (Powlson, 2020). Und dieser Begriff hat immerhin in 40 Prozent der wissenschaftlichen Publikationen zur „regenerativer Landwirtschaft“ das Gemeinsame dargestellt, aber wurde von 60 Prozent der Artikel nicht erwähnt. Hier ist ein Vergleich zum Organischen Landbau nützlich. Auch für einige Vertreter des organischen Landbaus ist Bodengesundheit ein zentraler Begriff; dennoch taucht dieser, wenig fassbare und auch wenig aussagende Begriff in keinem Katalog zur Charakterisierung des organischen Landbaus auf. So zeigt sich auch hier die Beliebigkeit und Willkür der Umgrenzung „regenerativer Landwirtschaft. 

Der Charme des „regenerativen Landbaus“ für die oben erwähnten Konzerne der Ernährungsindustrie liegt vermutlich gerade in der Beliebigkeit und Willkür. „Regenerativer Landbau“ so wie dieser heute darbietet, hat nichts mit Nachhaltigkeit, mit Kreislaufwirtschaft, mit effizienter Nutzung von Ressourcen zu tun. Das schließt nicht aus, daß einzelne Vertreter dieses Begriffs, Landwirte oder Konsumenten, sinnvolle und weiterführende Inhalte damit verbinden. Es ist jedoch absehbar, daß die dahinterstehenden wirtschaftlichen Kräfte mehr noch als beim organischen Landbau diese Form kompatibel machen und zuschneiden auf und für die globalen Konzerne der Nahrungsmittelkette, eben ohne Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft.

Literatur

Newton P. et al. (2020), What is regenerative agriculture? A review of scholar and practitioner definitions based on processes and outcomes. Front. Sustain. Food Syst. 4: 577723.

Powlson, D. S. (2020), Soil health- useful terminology for communication or meaningless concept? Or both? Front. Agr. Sci. Eng. 7, 246- 250. 

Uldrich, J. (2021), Regenerative agriculture: The next trend in food retailing. Forbes.com, 19. 8. 2021.           

Sind die erneuerbaren Energien aus Biomasse, Wind oder Sonne nachhaltig?



Zusammenfassung und Schlussfolgerung
Die heutigen, als erneuerbar definierten Methoden der Energiegewinnung und Energieverarbeitung sind weder erneuerbar, noch nachhaltig. Ein Teil dieser Energien – Kraftstoffe aus Mais, Zuckerrübe und Ölpflanzen, Mais zur Biogasgewinnung – erhöht die Emission von Treibhausgasen. Energiegewinnung, welche elektrische Energiesysteme benötigt, mangelt es an einer langfristig gesichertern Versorgung mit den notwendigen Rohstoffen. Damit sind diese Systeme nicht nachhaltig und damit ebenfalls nicht erneuerbar.
Welche machtpolitischen Interessen stehen hinter einer solchen sachlichen und terminologischen Fehlentwicklung in Deutschland?
Ein mögliches Motiv für diese Entwicklung besteht in der umfassenden Einführung von CO2-Zertifikaten, mit denen über teilweise irrationale Besteuerungen jede Art von Wirtschaftsentwicklung unter dem Oberbegriff „Klimapolitik“ durchgesetzt werden kann, auch ohne sachliche Basis.
Es geht hierbei um eine besonders rigide Form von Machtpolitik, aber nicht im Geringsten um nachhaltiges Wirtschaften oder Umweltschutz.

Einleitung
Diese Frage, ob erneuerbare Energien aus Biomasse, Wind oder Sonne nachhaltig sind, weist schon auf die Begriffsverwirrung hin, die hier herrscht.
Durch den Begriff „erneuerbar“ wird schon unterstellt, daß diese Energien nachhaltig sind, das heißt langfristig wirksam sein können. Die Frage der Nachhaltigkeit der erneuerbaren Energien bedarf jedoch einer Überprüfung. Die gesamte Diskussion um die „Klimapolitik“ ist in den Sog politischer und medialer Machtinteressen geraten. Und in diesem Sog stehen auch die Natur- und Technikwissenschaften, die sich diesen Interessen unterordnen müssen, um eine Versorgung mit Forschungsgeldern sicherzustellen. Zwei Anmerkungen erscheinen vorab notwendig.
1. Einer der Gründungsväter der Partei „Die Grünen“, der aus der CDU stammende Herbert Guhl, hat 1976 den deutschen Klassiker der Umweltbewegung veröffentlicht: „Ein Planet wird geplündert“. Darin beschreibt er schon zwei technokratische Irrtümer des Umweltschutzes, nämlich die Illusion der Stoffsubstitution, d.h. jeder Rohstoff ist ersetzbar und zum zweiten die Illusion, daß technische Probleme der Gegenwart durch zukünftige Innovationen technisch gelöst werden können. Diese beiden ideologischen Annahmen sind aktuell von großer Bedeutung bei der Stromgewinnung aus Windanlagen und Solarzellen. Beide Arten der Stromgewinnung funktionieren nur intermediär und benötigen deswegen dringend Speichermedien. Und genau an dieser Stelle sind es die knappen Batterierohstoffe wie Lithium oder Kobalt, die eben großtechnisch nicht ersetzbar sind. Die gesamte Kette der Gewinnung von Elektroenergie und des Verbrauchs hängt daran. Das irrationale Vertrauen auf zukünftige Entwicklungen zeigt, daß aus Rohstoffgründen Strom aus Wind und Sonne nicht nachhaltig produziert werden kann und damit auch nicht erneuerbar ist.
Der Umweltschützer Herbert Guhl trat wenige Jahre nach Gründung aus der Partei „Die Grünen“ mit einigen Mitstreitern aus, nachdem sie von ehemaligen K-Gruppen Funktionären Ende der siebziger bis Anfang der achtziger Jahre gekapert wurde, in der Hoffnung, mit Hilfe des Umweltschutzargumentes die Ideologie der grundlegenden Transformation der freien westlichen Gesellschaften umzusetzen. Beispiele für ehemalige K-Gruppen Funktionäre sind W. Kretschmann, J. Trittin und R. Fücks – alle bis heute einflussreiche Politiker. Guhl erkannte damals, daß die grüne Partei Opfer einer feindlichen Übernahme geworden war.

2. Die Energiegewinnung aus Kohle, Erdgas und Erdöl sowie aus der Kernspaltung ist nicht nachhaltig, das heißt langfristig werden die Vorräte aufgebraucht. Der Beitrag dazu von Thomas Hoof, 2018 in der Vierteljahreszeitschrift Tumult erläutert dies sehr eindringlich. Das aber heißt, es gibt politischen Handlungsbedarf, die Energieversorgung auch in Zukunft sicherzustellen. Ob es daher aber sinnvoll ist, die existierenden Vorräte an Kohle, Gas und Erdöl in Deutschland nicht mehr zu nutzen, ist noch nicht einmal eine Frage. Für jedes in Deutschland jetzt stillgelegte Kohlekraftwerk werden in den nächsten Jahren unter anderem in China, Russland und Indien zehn bis hundert neue Kohlekraftwerke in Betrieb genommen.


Erneuerbare Energien?
Unter dem Oberbegriff „Erneuerbare Energien“ werden verschiedene Methoden der Energiegewinnung und Energieumformung zusammengefasst: Wasserkraft, Windkraft, Solarenergie und Biomasse. Die Energiegewinnung aus Wasserkraft ist in Deutschland eine Form mit langer Tradition. Ebenso ist die energetische Nutzung von Holz ein traditionelles Verfahren. Sofern mengenmäßig nicht mehr Holz verwertet wird, als nachwächst, so ist dies eine erneuerbare und darüberhinaus nachhaltige Weise der Energiegewinnung. Wie ernst es der EU-Politik mit erneuerbaren Energien ist, kann daran abgelesen werden, daß das EU-Parlament seit Kurzem Holz als lediglich bedingt nachhaltig einstuft. Die Beschlussvorlage für das Parlament sah sogar vor, Holz als nicht nachhaltig einzustufen.
Neue „erneuerbare Energien“ sind die Stromgewinnung aus Wind und Sonne und aus Biogas unter dem Einsatz von Mais. Dazu kommt die Produktion von Biodiesel und Alkohol als Treibstoffzusatz aus Ölfrüchten wie Raps und Zuckerrüben oder ebenfalls Mais.
Die Stromgewinnung ist für die neuen, erneuerbaren Energien zentral. Wenn also diese Formen der Stromgewinnung erneuerbar und damit nachhaltig sein sollen, so muß neben der langfristigen Bereitstellung der Energie auch die langfristige Verfügbarkeit derjenigen Rohstoffe in großtechnischem Maßstab gegeben sein, die für den Betrieb und die Errichtung von Windkraftanlagen, Solarplatten und Batterien für Elektrofahrzeuge notwendig sind. Dies sind beispielsweise Lithium, Kobalt, Kupfer, verschiedene seltene Erden, um nur einige der notwendigen Rohstoffe aufzulisten.
Diese Bilanzierung wird nicht unternommen, vermutlich weil die Bereitstellung in großen Maßstab nicht möglich ist oder ein perfektes Recyclingsystem voraussetzen würde. Aber hier behelfen sich die Akteure mit denselben politischen Taschenspielertricks, die schon Herbert Guhl 1976 beschrieben hat: Dem Verweis auf zukünftige Stoffsubstitution und auf zukünftige technische Innovationen.
Eine dieser aktuellen Science-Fiktion Visionen ist die Speicherung von Wind- und Sonnenenergie in Form von Wasserstoff, H2. Dies ist die politisch erhoffte Lösung der Energiespeicherprobleme in der Zukunft, präzise die Tatsache ignorierend, daß an der industriellen Nutzung der Wasserstofftechnik in großem Maßstab seit mehr als sechzig Jahren gearbeitet wird, ohne daß diese Technologie bis heute großtechnisch eingesetzt wird.
Der ursprüngliche Antrieb, die „Erneuerbaren Energien“ Wind und Sonne zu nutzen, kam aus dem Bestreben, den Anstieg der Treibhausgasemissionen in die Luft, vor allem Kohlendioxid (CO2) und Lachgas (N20) aus Gründen des „Klimaschutzes“ zu begrenzen oder den Trend sogar umzukehren. Dabei konzentriert man sich in den westlichen Industriestaaten bis heute fast ausschließlich auf das Verbot der Verbrennung von Kohle, Erdgas und Erdöl. Allerdings wird weltweit der Anstieg der CO2-Konzentrationen der Luft – je nach wissenschaftlicher Quelle 30-80% – auf die Freisetzung von Kohlendioxid aus Böden aufgrund einer anthropogen veränderten land- und forstwirtschaftlichen Bewirtschaftung zurückgeführt. Wenn es also das politische Ziel wäre, die Emission von Treibhausgasen zu begrenzen oder umzukehren, dann wäre es Aufgabe von Agrar- und Forstpolitik, eine solche Bewirtschaftung zu unterstützen, die die Kohlenstoff-Speicherung in den bewirtschafteten Böden erhöht. Eine solche Politik gibt es, trotz vielfältiger gegenteiliger Bekundungen, nicht. Die politischen Entscheidungen zur „Klimapolitik“ haben nichts mit einem wie auch immer verstandenen Klimaschutz zu tun. Mehr noch, der Agrarbereich rückt mehr und mehr in das Zentrum als Verstärker der Treibhausgasemissionen. Dies gilt besonders, weil der staatlich subventionierte Anbau von Energiepflanzen ein zunehmend wichtiger Verstärker der Lachgas- und Kohlendioxidemissionen ist: Die Erzeugung von Biogas-Strom aus Mais, die Produktion von Biodiesel beispielsweise aus Raps oder die Erzeugung von Alkohol als Benzinzusatz aus Mais oder Zuckerrüben. All diesen Pflanzen ist gemeinsam, daß sie sehr intensiv, mit hohen Stickstoffdüngergaben angebaut werden, wodurch die Lachgasproduktion und Emission in besonderer Weise erhöht wird. Dazu kommt, daß mineralische Stickstoffdüngemittel unter hohem Energieaufwand industriell erzeugt werden. Zwischen 3 und 5 % des weltweiten Erdgasverbrauchs werden allein für die Ammoniakherstellung für mineralische Stickstoffdüngemittel verbraucht. Unter anderem führt dies dazu, daß die Energieausbeute von Biogasstrom aus Mais im Verhältnis zur eingesetzten Energiemenge sehr schlecht ist und unter ungünstigen Bedingungen den Wert 1 erreicht.
Weiterhin beanspruchen Energiepflanzen den Gehalt an organischer Substanz im Boden in hohem Maße, sorgen also für erhöhte CO2-Emissionen aus Ackerböden.
Der Einfluss des Ausbaus der hier aufgeführten Energiepflanzen auf die Emission von Treibhausgasen ist in der Wissenschaft schon lange bekannt. Vor mehr als zehn Jahren veröffentlichte eine Gruppe von in diesem Feld renommierten Wissenschaftlern dazu einen Übersichtsartikel, in dem es zu dem Energiepflanzenanbau unter anderem heißt (Übersetzung J.G.): „…Erweiterte Bioenergieprogramme können umgekehrt die terrestrischen CO2-Emissionen global erhöhen… Verstärkte Produktion von erste-Generation Energiepflanzen können zudem noch die N2O-Emissionen erhöhen, eine großer Flächenanteil dieser Feldfrüchte werden für eine maximale Produktion gedüngt“ (Reay et al., 2012, Nature Climate Change, 2, S. 410- 416). Bezüglich dieser Energiepflanzen der „ersten Generation“ ist der weitere Ausbau ein Verstärker der Erhöhung der Emission von Treibhausgasen weltweit. Ob aber zukünftige Energiepflanzen in der Hinsicht auf die Emission von Treibhausgasen erfolgreicher sind, entscheidet nicht Wunschdenken renommierter Wissenschaftler, sondern die zukünftige, gesamtgesellschaftliche, wirtschaftliche Entwicklung.
In jedem Fall sind die Intensivlandwirtschaft und die Intensivierung immer weiterer Teile der landwirtschaftlichen Flächen der Verstärker des Anstiegs der Treibhausgasemissionen. Eine hohe Düngung mit mineralischen Stickstoffdüngern ist direkt und indirekt verantwortlich für den Anstieg der N2O-Emissionen aber auch für das sinkende Bindungsvermögen von Böden für Methan, dem dritten bedeutsamen Treibhausgas.
In Deutschland werden mittlerweile rund 20% der Ackerflächen mit Energiepflanzen bebaut – Mais, Raps und Zuckerrüben – für die Treibstoffgewinnung und für Biogas-Strom. Gleichzeitig ist die deutsche, wie auch die EU-Landwirtschaft insgesamt nicht in der Lage, den Eiweißbedarf der Bevölkerung sicherzustellen. Deswegen werden, vor allem als Viehfutter, sieben Millionen Tonnen Sojaprodukte als Eiweißfutter zur Erzeugung von Milch, Eiern, Schweinefleisch, Rindfleisch und Geflügel nach Deutschland importiert. Die vermeintliche Rolle Deutschlands als Energie-Vorreiter wird mit einer gravierenden Abhängigkeit von Eiweißimporten erkauft.
Und während durch das EU-Parlament Holz nur noch als eingeschränkt nachhaltig in der EU klassifiziert wird, wird die Erzeugung von Biogas in Deutschland nochmals ausgeweitet, obwohl zur erfolgreichen Biogasgewinnung der Anbau von Mais erforderlich ist.
Darüber hinaus werden die Potentiale der Landwirtschaft, die Treibhausgasemissionen in Deutschland zu begrenzen, nicht nur nicht genutzt, sondern die industrielle Intensivlandwirtschaft, sei es nun als industrielle „Ökolandwirtschaft“ oder als konventionelle Landwirtschaft ist das agrarpolitische Ziel.
Daraus kann die Schlussfolgerung gezogen werden, daß es bei den politischen Gesetzen und Verordnungen zum „Klimaschutz“ nicht um die Reduktion der Treibhausgasemissionen geht.
Was aber ist dann der Grund für diese Art der „Klimapolitik“?
Letztlich kann diese Frage aufgrund der fehlenden sachgerechten Begründung durch die Politik nur ansatzweise beantwortet werden. Es erscheint jedoch plausibel, daß hiermit ein grandioser finanzieller Verschiebebahnhof geschaffen wird. Und zwar in Form von CO2-Zertifikaten. Es geht dabei darum, was als klimaschützend definiert wird und nicht was tatsächlich eine nachhaltige Bewirtschaftung fördert.



Die Naturwissenschaften im Würgegriff von Politik und Medien

 II. Der “Klimaschutz” in Deutschland 

Zusammenfassung

Während politisch am Ausstieg aus der Nutzung von Öl, Kohle und Gas gearbeitet wird, vermeintlich aus „Klimagründen“, ist gleichzeitig die Industrialisierung der Landwirtschaft, auch des organischen Landbaus Ziel aller politischen Bemühungen. Der Boden ist ein bedeutendes Feld für den weltweiten CO2-Haushalt. Er kann Kohlenstoff binden aber auch freisetzen. Eine noch im Jahr 2000 ausgeglichene Bilanz für die Treibhausgasemissionen aus den europäischen Böden ist Vergangenheit. Doch dieses Feld wird politisch wenig beackert. Dabei führt vor allem die Industrialisierung der europäischen Landwirtschaft zu einer Nettotreibhausgasemission aus den landwirtschaftlichen Böden, die den Effekt der Reduktion der fossilen Energieverbrennung mittlerweile übersteigt. Gerade der Anbau der Energiepflanzen, Mais und Raps führt zu einem Anstieg der Emissionen von Kohlendioxid und vor allem Lachgas und Methan aus Böden. Die angekündigte Energiewende kann deswegen zu einem Zuwachs an Treibhausgasemissionen in Europa führen. Die Rolle der Naturwissenschaftler in diesem Spiel besteht aus ein bißchen leiser Kritik, im besten Fall Forschung zum Status quo und vor allem gnadenlose Anpassung an die Form und den Inhalt des politisch-öffentlichen Diskurses zum „Klimaschutz“         Weiterlesen

Die Naturwissenschaften im Würgegriff von Politik und Medien

  1. Das Problem

Eines der dümmsten Ratschläge in öffentlichen Diskussionen zum richtigen Handeln lautet, spätestens seit 2020 in einer Art Neudeutsch „Follow the science“- folge der Wissenschaft.

Dumm ist dieser Ausspruch, weil weder das Folgen noch der Begriff der Wissenschaft dabei geklärt sind. Science im anglo-amerikanischen Sprachraum meint in der Regel Naturwissenschaft. Aber Naturwissenschaften geben keine Handlungsanweisungen. Und das Folgen in dem Eingangsspruch klärt und bestimmt nichts. Eine Steigerung dazu ist es, wenn Akteure behaupten, daß sie selbst Wissenschaft repräsentieren würden. Weiterlesen

Der Verkauf der bundeseigenen Landwirtschaftsflächen der BVVG soll gestoppt werden – hat dies eine agrarstrukturelle Bedeutung?

Die neue Bundesregierung hat im Agrarbereich für die eigene Politik damit geworben, daß der Verkauf der landwirtschaftlichen BVVG-Flächen des Bundes eingestellt wird. Einige Verbände und NGOs applaudieren schon jetzt, obwohl überhaupt nicht klar ist, ob es zu dem angekündigten Verkaufsstopp kommt.

Um die Bedeutung eines möglichen Verkaufsstopps auszuloten, muß die Chronologie der Bodenpolitik in Ostdeutschland in den letzten 30 Jahren kurz rekapituliert werden. Weiterlesen

Warum wird dem Getreidelieferungsabkommen zwischen Russland und der Ukraine in den Medien so viel Raum eingeräumt?

Russland und die Ukraine haben Vereinbarungen getroffen,  das in den ukrainischen Häfen festliegende Getreide wieder exportierbar zu machen. Dies war zentrale, koordinierte Nachricht z.B. in Tagesschau, SZ, NDR, MDR, Zeit, Stern, DLF. Weiterlesen

Die deutsche und die EU-Agrarpolitik kommen in der Krise an ihre Grenze

Bisher wird davon ausgegangen, daß sowohl die deutsche als auch die EU-Landwirtschaft besonders produktiv sind und daß durch bürokratische Regelungen die Landwirtschaft zusätzlich nachhaltig werden kann.

Diese politisch-bürokratische Perspektive, daß man technisch-biologisch-chemische Entwicklungen in der Landwirtschaft im Nachhinein nur bürokratisch zu regulieren braucht, um eine gewünschte Produktionsweise zu erhalten, ist in sich schon so inkonsistent, daß diese Auffassung einer ernsthaften Überprüfung nicht standhält.    Weiterlesen

Die Energiewende – eine kleine Analyse

Die rot-grün-gelbe Bundesregierung hat ein Programm für „Klimaschutz und Energiewende“ beschlossen, für das bis 2026  die Summe von 200 Milliarden EUR verwendet werden soll.

Was hat es damit auf sich? Was den „Klimaschutz“ betrifft, so wurde gezeigt, daß ohne Betrachtung der Treibhausgasemissionen aus Böden mehr als 90% der Treibhausgasemissionen ignoriert werden.

Was aber bedeutet „Energiewende“ für eine Bundesregierung, an der die „Grünen“ beteiligt sind? Weiterlesen

Verbote, Irrwege und Ignoranz – nichts Neues in der Klimapolitik

Genau wie die Vorgänger-Regierung tut die neue SPD/Grüne/FDP-Bundesregierung wenig um die Emissionen klimarelevanter Spurengase zu reduzieren. Sie setzt auf Verbote von fossilen Brennstoffen und auf die Nutzung von Biomasse statt die Bedeutung des Bodens zu sehen und eine Veränderung der Landwirtschaft zu unterstützen.

Die jetzige Bundesregierung plant ein 200 Milliarden EUR umfassendes Paket zu verabschieden, das „Klimaschutz“ und „Energiewende“ voranbringen soll.

Klimaschutz kann übersetzt und operationalisiert werden durch Reduktion der Emission klimarelevanter Spurengase, wobei die Emission von Kohlendioxid (CO2),  Lachgas (N20) und Methan (CH4) am wichtigsten ist.

Für die folgenden Überlegungen sollen zwei Annahmen zugrunde gelegt werden: Weiterlesen