Die Umweltbewegung der 1970er und 1980er Jahre, die Grünen und Nichtregierungsorganisationen heute!

Eine kurze Genese der Grünen Partei

In Deutschland bildeten sich spätestens seit Mitte der 1970er Jahre Protestbewegungen gegen den Neubau und die Inbetriebnahme von Atomkraftwerken. Es waren Bewegungen von unten, von keiner der im Bundestag vertretenen Parteien unterstützt.  

Der Protest gegen die Atomkraft war das sichtbarste Zeichen dieser sich entwickelnden Bewegung, es ging schon früh auch um mehr Naturschutz, eine andere Art der Landwirtschaft und einen erweiterten Umweltschutz. Damit wurde eine andere Art des Wirtschaftens zum Thema. Die Proteste trafen auf den Widerstand staatlicher Institutionen. Der Protest fand auch in den öffentlich-rechtlichen Medien statt, in den Tageszeitungen und Wochenjournalen, häufig kritisch oder polemisch. Es gab im Vergleich zu heute keine vergleichbare Medienkultur des Verschweigens und Tabuisierens.

Zwei zentrale Bücher der 1970er Jahre begleiteten und bestimmten die sich bildende Umweltbewegung; ein Buch von Herbert Gruhl von 1975 mit dem Titel: „Ein Planet wird geplündert“ und das Buch von Koch und Vahrenholt von 1978: „Seveso ist überall“. Während Koch und Vahrenholt unter anderem über einen der folgenschwersten Chemie-Unfälle des Jahrzehnts berichteten, bei dem große Mengen besonders toxischer Dioxin-Verbindungen in Italien freigesetzt wurden, beschäftigt sich Gruhl mit den Grundlagen nachhaltigen Wirtschaftens. Gruhl, der in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion bis 1976 das Thema Umweltschutz vertrat, 1978 aus der CDU austrat und eine neue Partei Grüne Aktion Zukunft (GAZ) gründete, ist im Kern der Gründer der Grünen. Die GAZ war mit anderen grünen und alternativen Gruppen das Zentrum der Gründung der Partei „Die Grünen“. 

Die Grünen waren als parlamentarischer Arm der Umweltbewegung ein Instrument, um die Fragen des Naturschutzes und der Nachhaltigkeit in die Parlamente und in die öffentliche Diskussion zu bringen. Parallel zu den Grünen etablierten sich Umwelt- und Naturschutzverbände oder richteten sich neu aus, wie der Naturschutzbund Deutschlands (NABU) oder der Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND). Das Buch von 1975 von Herbert Gruhl war zu der Zeit sicher grundlegend für das Verständnis der erwachenden Umweltbewegung und der Grünen. Und das Buch von Koch und Vahrenholt legte die Grundlage für die Probleme der chemischen Nebenprodukte, chemischer Abfälle und für die Fragen der Toxizität der chemischen Produkte. 

Daß das weitere Schicksal der Grünen als Umweltpartei nicht einfach von ihren Anfängen her fortgeschrieben werden kann, und schon gar nicht bis 2023, liegt aus der Rückschau an einer einschneidenden Zäsur, die sich bald nach der Gründung der Grünen Partei ereignete. 

In den 1970er Jahren gab es in Westdeutschland eine Reihe von kommunistischen Gruppen, kurz K-Gruppen, in den meisten Fällen außerordentlich kritisch gegenüber der Sozialismusvariante der Sowjetunion und ihrer Ableger, aber andererseits außerordentlich affin zum Sozialismus chinesischer Prägung. Beispiele dafür waren der Kommunistische Bund Westdeutschlands (KBW), der Kommunistische Bund (KB) und verschiedene KPD- Gruppen. 

Nach der Gründung der Partei die Grünen schwenkten eine Reihe von ehemaligen K-Gruppenfunktionären über zu den Grünen. Offenbar versprachen sie sich dadurch bessere Chancen für durchgreifende gesellschaftliche Veränderungen. Natur- und Umweltschutz waren für diese Ex-Funktionäre von K-Gruppen Transportmittel ihrer Ideologie. Beispiele für ehemalige K-Gruppenfunktionäre sind Trittin, Kretschmann, Büttikofer, Fücks, Chr. Sager, alles Personen, die in der Partei zumindest zeitweise eine wichtige Rolle spielten. Für Trittin, Kretschmann und Fücks trifft das auch heute noch zu, im Jahr 2023. Eine besondere Rolle hat hierbei Joscha Schmierer, der den KBW von 1973 bis 1982 lenkte (Focus online vom 7.3. 2016, Autoren Armin Fuhrer, Hartmut Kistenfeger). Schmierer traf noch Ende 1978 mit einer KBW-Delegation in Kambodscha mit dem Führer der roten Khmer, Pol Pot, zusammen. Den roten Khmer werden fast 2 Millionen Ermordungen in Kambodscha in ihrer Zeit der Herrschaft bis 1979 zugeschrieben. Nach dem Besuch war in der KBW-Zeitung zu lesen: „Das Volk von Kambodscha verwandelt sein Land in einen blühenden Garten.“ Schmierer wurde unter Außenminister Fischer Mitglied des Planungsstabes des auswärtigen Amtes und blieb dies auch noch unter dem Außenminister Steinmeier (Cicero online, o.J., Karrieresprungbrett KBW). 

In der Folge der Unterwanderung durch K-Gruppenkader verließen frühzeitig, schon 1981 eine Reihe von Mitgliedern der ersten Stunde die Partei. Darunter Herbert Gruhl selbst, aber auch Persönlichkeiten wie Baldur Springmann, einer der Pioniere des organischen Landbaus in Deutschland. 

Die Auswirkung der Verdrängung von Umweltpolitiker durch ehemalig marxistisch-maoistische K-Gruppenkader kann kaum überschätzt werden. Umweltschutz und Nachhaltigkeit wurde bei den Grünen zur Lockspeise für das zentrale Politikfeld fundamentaler gesellschaftlicher Veränderungen, für die es, im Gegensatz zu einer anderen Umweltpolitik keine gesamtgesellschaftliche Mehrheit gab. 

Aber, Umwelt-, Nachhaltigkeits- und Naturschutzpolitik als Feigenblatt für andere, weniger populäre politische Ziele führte dazu, daß Umweltpolitik insgesamt von den Grünen instrumentell betrieben werden konnte. 

Die Grünen und ihre Vorfeldorganisationen heute, nach vierzig Jahren Entwicklung

Und damit sind wir schon in der Gegenwart des Jahres 2023 angekommen. Von einer Nachhaltigkeitspolitik ist eigentlich nur noch das Bekenntnis zur Aufgabe der Atomenergie bei den Grünen übrig geblieben. 

Dazu kommen heute eine fast schon nicht mehr überschaubare Anzahl von Vorfeldorganisationen, die sich vermeintlich mit „Nachhaltigkeit“ beschäftigen, mit Steuergeldern bedacht, vielfach auf grüner Parteilinie liegen und immer noch irrtümlich als Nichtregierungsorganisationen bezeichnet werden. Eine Reihe davon sind, wie beispielsweise BUND und NABU im Rahmen der Umwelt- und Nachhaltigkeitsdiskussion groß geworden und mittlerweile eine feste Größe im polit-medialen Nachhaltigkeitsdiskurs. Die Grüne Partei mit den Vorfeldorganisationen definiert einiges davon, was im veröffentlichten Umwelt- und Nachhaltigkeitsdiskurs Thema wird. Kritik oder wenigstens kritisches Nachfragen „grüner“ Positionen findet beispielsweise in den öffentlich-rechtlichen Medienanstalten nicht mehr statt. 

Ein Vergleich der politischen Positionen der grünen Partei zu Umwelt und Nachhaltigkeit von 1980 und 2020 ist recht ergiebig bei der Analyse der Veränderungen in dieser Partei. 

Die Grünen 1980 hatten eine andere Wirtschafts- und Nachhaltigkeitspolitik im Blick, in Gegensatz zu dem, was die damals etablierten Parteien, CDU, CSU, SPD, FDP vertraten. Zentraler Schwerpunkt war ein pfleglicher Umgang mit den Ressourcen, vor allem den Rohstoffen. Langlebige und reparaturfähige Produkte, wie zudem tatsächlich recycelbar waren, standen im Schwerpunkt. Daraus entwickelte noch in der ersten Hälfte der 1990er Jahre das Wupperthaler Umweltinstitut das Konzept einer Reparatur- und Kreislaufwirtschaft. Der Fokus auf den schonenden Einsatz von Rohstoffen, also den chemischen Elementen wie Metallen, aber auch den essentiellen Pflanzennährstoffen, ist für nachhaltiges Wirtschaften zwingend. Sicher gab es auch schon vor 40 Jahren grüne Konzepte, den Energieverbrauch zu senken und fossile Energie durch Holz und Biogas zu ersetzen. Aber Holz und Biogas aus Resten und Abfällen, ohne daß für die Biogasproduktion eine neue, die Ackerflächen degradierende Agrarindustrie aufgebaut wird, wie dies bei der Mais-basierten Biogaserzeugung der Fall ist. Auch hätten sich die anfänglichen Grünen sicher nicht vorstellen können, daß diese Partei in den Wahlkampf 2017 mit der Forderung gehen würden, daß Strom und Elektromotor in der Mobilität die führende Rolle spielen sollten. Die aus dieser Programmatik resultierende Politik ist blind für tatsächliches Stoffrecycling, für schonenden Rohstoffverbrauch und für eine Kreislaufwirtschaft. Die Förderung und Gewinnung der für die elektrischen Anlagen so notwendigen Rohstoffe wie Kupfer, Kobalt, Lithium, seltene Erden auf der ganzen Erde unter z.T. menschenverachtenden Bedingungen wäre mit den Grünen 1980 nicht möglich gewesen. Die Grünen heute profitieren immer noch politisch von einem „Umweltbonus“, den sie schon lange nicht mehr verdienen. 

Und es war Gruhl, der in seinem Buch schon 1975 (Gruhl, 1975) vor zwei grundlegenden technokratischen Illusionen in der Nachhaltigkeitsdebatte warnte, einerseits vor der Illusion der unbegrenzten Stoffsubstitution und andererseits vor der Illusion, daß grundsätzlich zukünftige technische Entwicklungen aktuelle Probleme lösen würden. 

Betrachtet man die Politik der Grünen 2023 in der Ampelkoalition, so ist deren fetischhafte Perspektive auf die zukünftige Entwicklung neuer Energiespeicher und der Glaube an die zukünftige Stoffsubstitution von Kobalt und Lithium in der Elektrotechnik genau von der Kritik getroffen, die Gruhl 1975 geübt hat. 

Wie weit die ehemaligen Umweltorganisationen heute als Vorfeldorganisationen der Grünen deren nicht-nachhaltige Politik mittragen, soll an Beispielen erläutert werden.

Beispiele grüner Politik heute

Im Europaparlament wurde 2022 ein Entschließungsantrag eingebracht, wonach Holz nicht mehr als nachhaltige Energiequelle klassifiziert werden soll. Nur aufgrund eines Widerspruchs von Staaten wie Österreich, die von der energetischen Holznutzung stark abhängen, wurde in der tatsächlich angenommenen Entschließung Holz als eingeschränkt nachhaltig klassifiziert. Wenn bedacht wird, daß bei der Verbrennung von Holz genauso viel Kohlendioxid freigesetzt wird, wie vorher aus der Luft entnommen wurde und im Rahmen der Photosythese in organische Substanz umgewandelt wurde, ist dieses Diktum der eingeschränkten Nachhaltigkeit von Holz allein politisch und nicht sachlich motiviert. Dennoch ließ eine der grünen Vorfeldorganisationen, der NABU zu der Entschließung des EU- Parlaments über seinen Bundesgeschäftsführer sogar noch darüber hinaus verbreiten, daß die Verbrennung von Holz schädlicher sei, als die von Kohle. Sicher gibt es eine nachhaltige und weniger nachhaltige Weisen der Forstwirtschaft. Aber die Stellungnahme des aktuellen NABU-Geschäftsführers ist einfach absurd. 

Was nachhaltige Waldnutzung ist, hat der ehemalige Bundessprecher Wald des NABU, Wilhelm Bode in einem Buch zusammen mit einem Co- Autor beschrieben (Bode und Von Hohnhorst, 1995). Zwischen diesem Buch und der politisch motivierten Dämonisierung von Holzheizungen liegen Welten an Kompetenz für nachhaltige Entwicklung. Das unterstreicht die Entwicklung des NABU von einer Naturschutzorganisation zu einer politischen Organisation der Grünen. Fragen der Nachhaltigkeit und des Naturschutzes spielen in dem politischen Spiel keine Rolle. 

Der neue Landwirtschaftsminister Özdemir (Grüne), der ebenso fachfremd wie die meisten seiner Vorgänger ist, hat ein System zur Klassifizierung der landwirtschaftlichen Tierhaltung bezüglich des „Tierwohls“ mit fünf Stufen vorgelegt. 

Hier soll daran erinnert werden, daß der Begriff „Tierwohl“ noch ein relativ neuer Begriff ist. Der ursprüngliche und angemessene Begriff für die Haltung landwirtschaftlicher Nutztiere war und ist der der artgerechten Tierhaltung. Dazu gehört die Haltung auf Stroh und der Auslauf ins Freiland. Das ist aber schon allein aus arbeitstechnischen Gründen beispielsweise in 1.000er Milchviehanlagen oder 5.000er Schweinemastanlagen nicht mehr möglich. Die Einführung des Begriffs „Tierwohl“ verschleiert die fehlende Artgerechtigkeit. Das Mitmachen beim schwammigen „Tierwohl“ ist für die Verbände wie dem BUND, dem NABU oder dem deutschen Tierschutzbund kein Problem, jedenfalls ist eine öffentlich geäußerte Kritik daran kaum zu vernehmen. 

Die Propagierung des organischen Landbaus durch die Grünen und die ihnen angeschlossenen Verbände lenkt davon ab, daß nach EU-Richtlinien organisch wirtschaftende Großbetriebe ebenfalls keine artgerechte Tierhaltung betreiben können und müssen. Daß die Tierhaltung im organischen Landbau heute noch im Durchschnitt weitaus artgerechter ist, als in der konventionellen Landwirtschaft, liegt weniger an Gesetzen und Verordnungen, sondern daran, daß viele organisch wirtschaftende Familienbetriebe organischen Landbau und artgerechte Tierhaltung immer noch als Verantwortung und Herzenssache betrachten. 

Beispiele politischer Entscheidungen grüner Bundesminister der Ampelkoalition 

Wie weit sich die Grünen heute von Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Naturschutz entfernt haben, sollen zwei Beispiele untermauern. 

Es gibt seit dem Regierungsantritt der Ampelkoalition durch das grüne Landwirtschafts- und Umweltministerium eine Kampagne gegen Fleischkonsum. Unterstützt, ja nahezu getragen wird diese Kampagne durch nahestehende Medien, wie ARD/ZDF/DLF, aber auch Zeit, Spiegel, FAZ, SZ und die meisten Tageszeitungen. Die politischen Vorschläge dazu reichen von der höheren Besteuerung von Fleischprodukten bis zum Verbot. Als Begründung wird der Kampf gegen den „Klimawandel“ hervorgeholt. Fleischkonsum ist danach vor allem aufgrund der Methanausscheidung landwirtschaftlicher Nutztiere schädlich für das Klima.  Methan ist nach Lachgas und Kohlendioxid das drittwichtigste Treibhausgas. Jedoch ist die propagandistisch vorangetriebene Zusammenstellung, Fleischkonsum = Methanfreisetzung = schädlich für das Klima, aus mehreren Gründen irreführend. 

  1. Wiederkäuer unter den landwirtschaftlichen Nutztieren setzen Methan frei, also Rinder, Schafe und Ziegen, nicht aber Schweine und Geflügel.
  2. Entscheidend für die Nettofreisetzung von Treibhausgasen bei der Haltung von Wiederkäuern ist die Art der Haltung. Werden Mastrinder oder Milchkühe in industriellen Anlagen gehalten, in der Regel mit einer Fütterung basierend auf Silomais und Kraftfutter, so ist die Methanausscheidung aber auch die Freisetzung von Kohlendioxid und von Lachgas von hoher Bedeutung. Werden die Rinder jedoch, wie im sachgerecht betriebenen organischen Landbau, auf der Basis von Luzerne/Klee-Gras ernährt, so setzen die so gehaltenen Rinder immer noch Methan frei, aber die Methanfreisetzung wird weit überkompensiert durch die Kohlenstoffanreicherung im Boden durch die Leguminosen-Gras-Futtergemenge. Diese bewirken einerseits eine Netto-C-Anreicherung im Boden, andererseits sind die Leguminosen in der Lage Stickstoff aus der Luft zu binden und in pflanzenverfügbare Form zu überführen, was die Lachgasemission aus der Landwirtschaft senkt (S. dazu, Gerke, 2022; 2023). 
  3. Die Landwirtschaft ist nicht nur Methan-Emittent, sondern die Böden binden auch Methan aus der Luft und wandeln dieses um. Diese Methanbindung wird durch eine hohe Stickstoffversorgung der Böden, einerseits durch mineralische N-Dünger, andererseits durch konzentrierte Gülledüngung aus industriellen Mastanlagen beeinträchtigt (Gerke, 2023, Oertel et al., 2016). 
  4. Neben der Methanfreisetzung durch Wiederkäuer ist der Naßreisanbau weltweit die bedeutendste Methanquelle aus der Landwirtschaft. Der Naßreisanbau ist die wichtigste Nahrungsgrundlage in Asien. Niemand käme auf den Gedanken, den Naßreisanbau aus Gründen der Methanfreisetzung zu verbieten. 

Grüne Politiker, die die Einschränkung des Fleischkonsums fordern, tun dies nicht aus Gründen der Nachhaltigkeit. Dann würden sie ihre Anstrengungen auf die Probleme der industriellen Tierhaltungsanlagen lenken. Bedrohlich ist, daß die Vorfeldorganisationen dieser Partei sich ebenso wenig kompetent über Methan und Treibhausgase insgesamt auslassen. 

Zur Substitution der boykottierten russischen Gaslieferungen hat die Ampelkoalition die Förderung einer vermehrten Produktion von Biogas beschlossen. Dazu ist der Anbau von Energiepflanzen und insbesondere von Mais unerlässlich. Beschränkungen bezüglich der Beschickung der Biogasanlagen mit Mais wurden durch die Ampelkoalition im Herbst 2022 weitgehend aufgehoben. Nun ist es aber so, daß die Maisproduktion selbst sehr energieaufwendig ist, der Maisanbau dem Boden Kohlenstoff entzieht, damit Kohlendioxid vermehrt in die Atmosphäre entlässt und  beim Maisanbau vermehrt Lachgas in die Atmosphäre abgegeben wird. Zusammenfassend ist ein hoher Maisanteil notwendig für die Biogasproduktion, mit einer schlechten Energiebilanz und einer hohen Freisetzung der Treibhausgase Kohlendioxid, Lachgas und Methan.

Es gilt für Mais, aber auch für den Energiepflanzenanbau heute insgesamt, daß dieser Anbau zur erhöhter Emission von Treibhausgasen aus der Landwirtschaft führt (Reay et al., 2012; Oertel et al., 2016). Dabei ist die Landwirtschaft nach vorsichtigen Schätzungen allein schon mit rund 35% an den globalen, emittierten Treibhausgasen beteiligt (Paustian et al., 2000; Gerke, 2023). Die „Klimapolitik“ der Ampelkoalition erhöht die Emission von Treibhausgasen aus der Landwirtschaft noch weiter.

In den 1980er Jahren wäre vermutlich eine Mais-basierte Biogasproduktion in der grünen Partei nicht mehrheitsfähig gewesen, ebenso wenig in den Umwelt- und Naturschutzverbänden. Heute wird die Ausweitung der Biogaserzeugung auf Maisbasis durch grüne Minister ohne großen öffentlichen Protest einfach verfügt.

Klimaschutz wird so unter maßgeblicher Beteiligung grüner Bundesminister zur technokratischen Zerstörung der Rohstoffe des Planeten; oder mit Herbert Gruhl formuliert: Ein Planet wird geplündert.

Aber heute mit Hilfe der grünen Partei.  

Literatur:  

Bode, W., und von Hohnhorst, M. (1995): Vom Försterwald zum Naturwald. München. 

Gerke, J. (2022), Soil Syst., 6:33.

Gerke, J. (2023): Treibhausgasemissionen Kohlendioxid, Lachgas, Methan aus der Landwirtschaft: Wie können Produktivität und geringe Emissionen zusammengebracht werden? Ostdeutsche-Bodenpolitik.de vom 6.4. 2023.

Gruhl, H. (1975): Ein wird geplündert Planet. Die Schreckensbilanz unserer Politik. Frankfurt.

Koch, E.R. und Vahrenholt, F. (1978): Seveso ist überall. Die tödlichen Risiken der Chemie. Köln.

Oertel, G. et al. (2016), Geochemistry, 76, 327- 352.

Paustian, K. et al. (2000), Biogeochemistry, 48, 147- 163. 

Reay, D. S. et al. (2012), Nature Climate Change, 410- 416.      

Treibhausgasemissionen Kohlendioxid, Lachgas, Methan aus der Landwirtschaft: Wie können Produktivität und geringe Emissionen zusammengebracht werden?

Zusammenfassung

Wie bei vielen wissenschaftlichen Themen, die in den politischen Würgegriff geraten sind, gibt es auch hier, bei der Frage nach dem anthropogen verursachten Klimawandel, eine Art von Wissenschaft, die aus der Politisierung Nutzen zieht, z.B. beim Kampf um Forschungsgelder, Posten und Renommee. 

Tatsächlich ist der Anteil der Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft erheblich, Schätzungen von UN-Organisationen gehen von einem Anteil von global 35% aus. Weiterhin stammen rund 50% der erhöhten Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre heute aus den Böden und zwar wesentlich aus den land- und forstwirtschaftlich genutzten Böden. 

Der Anteil der Landwirtschaft an dem Treibhausgasausstoß steigt, insbesondere der Lachgasausstoß durch die landwirtschaftliche Intensivierung und den Anbau von Energiepflanzen. Energiepflanzen, die vermeintlich „regenerative Energien“ bereitstellen, sind ein wichtiger Treiber der Erhöhung der landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen. 

Die Landwirtschaft als Emittent von Treibhausgasen wird politisch in den westlichen Staaten ignoriert. Das liegt vermutlich daran, daß der landwirtschaftliche Hauptemittent, eine industrialisierte Intensivlandwirtschaft politisches Ziel in den westlichen Industriestaaten ist. 

An der politischen Ignoranz gegenüber der Emission von Treibhausgasen aus der Landwirtschaft, beispielsweise in Deutschland, der EU und den USA zeigt sich, daß es dieser Politik nicht um eine Reduktion von Treibhausgasemissionen geht.

Einleitung

Die globale Landoberfläche besteht zu 31,5% aus Grünland und zu 12,6% aus Ackerland, mit ein- oder mehrjährigen Kulturen (1). Also werden mehr als 40 % der Landoberfläche auf verschiedene Weisen landwirtschaftlich genutzt, vom extensiven Grünland bis zum intensiven Hackfruchtanbau. 

Die bedeutenden Treibhausgase, die durch menschliches Wirtschaften freigesetzt werden, sind Kohlendioxid (CO2), Lachgas (N2O) und Methan (CH4). 

Wie bedeutsam die Landwirtschaft und benachbarte Bereiche für die Treibhausgasemission sind, zeigt sich allein daran, daß die anthropogene Bodenbewirtschaftung allein für rund 50% der erhöhten CO2– Konzentrationen in der Atmosphäre verantwortlich ist (2). 

Die anthropogene Bewirtschaftung insgesamt übt einen hohen Einfluss auf die Emission von CO2, N2O und CH4 aus (1,3,4,5,6). Der Anteil der Landwirtschaft wurde in der Vergangenheit dabei entweder übersehen oder aber nicht als Ziel politischer Handlungsbemühungen betrachtet. Das ist umso bemerkenswerter, als die Treibhausgasemission aus der Landwirtschaft global kontinuierlich steigt. 

Erst vor Kurzem, anlässlich des Paris Abkommens zum Klimaschutz (Paris Agreement) 2015/2016 wurde die Rolle der Böden als wichtiger C-Speicher und als CO2– Emittent erstmals in gewisser Weise gewürdigt.

Im wissenschaftlichen Bereich haben z.B. Paustian et al. (2, 7) schon recht früh Vorschläge gemacht, wie der Pool an organischem Kohlenstoff (Humus) im Boden aufgefüllt werden kann, um den CO2-Konzentrationsanstieg in der Luft aufzuhalten oder den Trend sogar umzukehren. Nach 2016, nach dem Paris-Abkommen ist die Anzahl der wissenschaftlichen Publikationen zu diesem Thema dramatisch angestiegen. Einige dieser Publikationen werden noch genauer betrachtet werden. (4,8,9). 

Und wie dies so oft mit wissenschaftlichen Publikationen ist, die im Umfeld politisch besonders geförderter Aktivitäten stehen, der wissenschaftliche Gehalt dieser Veröffentlichungen wird durch diese besondere politische Förderung korrumpiert: nicht die Sache, sondern die Anpassung an den politischen Trend steht im Vordergrund. So wird in den letzten Jahren die Neubildung von organischen Substanzen im Boden durch chemische, biochemische oder biologische Reaktionen weitgehend ignoriert (10, 11). Diese Neubildungen, die Huminstoffe, die im Besonderen auch für die Farbe von Moorböden und humosen Mineralböden verantwortlich sind, bilden den dominierenden, stabilen Anteil der organischen Bodensubstanz (12- 14) und regulieren an entscheidenden Stellen viele chemische, physikochemische oder biochemische Prozesse im Boden, wie z.B. kürzlich von Hayes und Swift zusammenfassend gezeigt (15). 

Aber nicht nur bezüglich der Grundlagen in diesem Bereich gibt es wissenschaftliche Defizite, auch bei den anwendungsorientierten Empfehlungen zu einem C-speichernden Ackerbau gibt es den Verlust von wissenschaftlicher Vielfalt und der Kenntnis der Komplexität der Anbausysteme unter den „Empfehlungsexperten“.  

Die Empfehlungen durch Erhöhung der C-Speicherung in Böden umfassen vielfach den Anbau von Zwischenfrüchten (4,8,9). Dabei wird in den meisten Publikationen dazu noch nicht einmal zwischen den drei verschiedenen Arten von Zwischenfrüchten unterschieden, nämlich Stoppelfrüchte, Winterzwischenfrüchte und Untersaaten, die sich jedoch in ihrer Wachstumsdauer und Biomasseentwicklung und damit auch in ihrer Wirkung auf die Humusgehalte deutlich unterscheiden, was beispielsweise Könnecke (16, S. 22) schon vor mehr als 50 Jahren experimentell belegt hat. Nimmt man dann noch dazu, daß Rumpel et al. (8) in ihrem in „Nature“ erschienenen Beitrag die Ölfrucht Raps zu den Leguminosen rechnen, so kann man für diesen Bereich schlussfolgern, daß bei politisch genehmen Artikeln auch in renommierten Zeitschriften die Regeln eines kritischen Peer-Review- Prozesse offenbar teilweise außer Kraft gesetzt werden. 

Auch die Empfehlung zur organischen Düngung, die die Humusgehalte im Boden erhöhen soll (4, 8), ist viel zu pauschal und einer wissenschaftlichen Diskussion nicht angemessen. Dabei wirkt eine Düngung mit Stallmist oder dessen Kompost ausgeprägt erhöhend auf die Humusgehalte, während Gülledüngung kaum einen Einfluss hat (17). 

Im Folgenden werden zunächst die wichtigsten Entwicklungen der Landwirtschaft, nämlich die Intensivierung und die Industrialisierung in ihrer Bedeutung für die Treibhausgasemission beschrieben. Im Anschluss daran wird der organische Landbau beschrieben und geklärt, ob und unter welchen Bedingungen durch diesen die Emission von Treibhausgasen aus der Landwirtschaft gesenkt werden kann. 

Intensivierung und Industrialisierung der heutigen Landwirtschaft: Was bedeutet dies für die Emission von Treibhausgasen?

Die für Europa, vor allem die EU und für die USA charakteristische Entwicklung zu einer „high-input“- Landwirtschaft können verschiedene Merkmale formuliert werden:

  1. Ziel sind hohe Erträge aktuell.
  2. Damit verknüpft ist ein hoher Input von Rohstoffen und Energie.
  3. Weiterhin damit verbunden ist die Industrialisierung der Landwirtschaft. Das bedeutet einen hohen Grad an Spezialisierung auch auf der Betrachtungsebene des landwirtschaftlichen Betriebes, aber auch auf regionaler Ebene und darüber hinaus. Das hat weitreichende Konsequenzen. Es führt auf einzelbetrieblicher Ebene zur Trennung von Ackerbau und Tierhaltung, da sich die Betriebe immer stärker spezialisieren. Auf der Seite der Regionen führt das ebenfalls zu einer Trennung von Regionen mit hohem, intensivem Viehaltungsbesatz und auf der anderen Seite zu Regionen fast ohne landwirtschaftliche Viehhaltung. 
  4. Wenn rationelle Produktion in der industriellen Landwirtschaft zum zentralen Maß wird, dann wird auch die arbeitsintensivere Tierhaltung auf Stroh marginalisiert, die für eine artgerechte Tierhaltung unerlässlich ist. Damit wird auch die Stallmistproduktion marginalisiert, die für eine nachhaltige Bodenfruchtbarkeit unerlässlich ist. In der industriellen Tierhaltung dominiert Gülle, aus Gründen des Rationellen. 
  5. Industrielle Landwirtschaft führt zu einer Globalisierung der Agrarwirtschaft, regionale Stoffkreisläufe nehmen unter diesen Bedingungen in ihrer Bedeutung ab. 
  6. Die Dominanz des Rationellen in der industriellen Landwirtschaft hat auch zur Folge, daß immer größere Maschinen zur Bodenbearbeitung menschliche Arbeitskraft freistellen. Größerer Bodendruck durch größere Maschinen aber führt zu Bodenverdichtung, Wind- und Wassererosion. 

Folgende Aussage wird dazu im Folgenden belegt:

Die Intensivierung und Industrialisierung der Landwirtschaft, verbunden mit dem Ausbau des Energiepflanzenanbaus ist der stärkste Treiber erhöhter Treibhausgasemissionen weltweit. 

Mehr als 40 % der Landoberfläche wird weltweit landwirtschaftlich genutzt, sei es als extensives oder intensives Grünland oder als Ackerland (1). Die Böden enthalten weltweit weitaus mehr Kohlenstoff als alle anderen erdoberflächennahen Pools (18, 19). Böden enthalten beispielsweise mehr Kohlenstoff als Atmosphäre (in Form von CO2) und Vegetation zusammen (20).

Relativ geringe Veränderungen im Gehalt an organisch gebundenen Kohlenstoff (Humus) der Böden können deswegen zu großen Veränderungen in den Kohlendioxidkonzentrationen der Atmosphäre führen. Deswegen ist es auch wenig erstaunlich, daß die Hälfte des CO2– Konzentrationsanstieges der Atmosphäre aus den terrestrischen Ökosystemen stammt, davon ein großer Anteil aus der Landwirtschaft (2, 21, 22). Es ist eigentlich für alle, die die anthropogen verursachten Veränderungen der Atmosphärenzusammensetzung entscheidend für das Klima halten, eine oder sogar die entscheidende Frage, wie man den Humusgehalt der Böden erhöhen kann, um die Erhöhung der CO2– Konzentration der Atmosphäre zu verzögern, oder den Prozess sogar umzukehren. Die Antwort darauf spielte lange Zeit in den Bodenwissenschaften eine geringe Rolle und wird seit 2016, mit dem Pariser Klimaabkommen in wissenschaftlichen Artikeln z.T. ausgesprochen unwissenschaftlich behandelt (s. dazu ausführlich Gerke, 2022). 

Im Allgemeinen weist landwirtschaftlich genutztes Grünland höhere Humusgehalte auf als Ackerland. Das bedeutet im Umkehrschluss, daß die Möglichkeiten, den Humusgehalt von Ackerböden zu erhöhen, größer sind. Die wichtigsten Maßnahmen dazu sind die Düngung der Ackerböden mit verrottetem oder kompostiertem Stallmist, sowie in der Einbeziehung von Futterbaujahren mit Luzerne-Klee-Gras- Gemengen in die Ackerfruchtfolge (23). 

Diese Düngungs- und Anbaumaßnahmen sind jedoch nicht kompatibel mit einer industrialisierten Landwirtschaft. Dort fällt aus Gründen des Rationellen kein Stallmist an, da die Tiere nicht auf Stroh gehalten werden und letztlich über Kanälen stehen, unter denen ein Gemisch aus Urin und Kot dann die Gülle bildet. Auch ist die Einfügung von Luzerne-Klee-Gras-Futterbaujahren bei der betrieblichen und regionalen Trennung von Ackerbau und Viehhaltung in der industriellen Landwirtschaft nicht möglich.

Die Wirkung von Stallmist und Futterbaujahre auf die Humusgehalte in Ackerböden ist seit Jahrzehnten bekannt und kann auch quantifiziert werden. Schon vor 55 Jahren fasste Klapp (24) zusammen, daß eine jährlich Stallmistdüngung von 8- 12 t/ha die Humusgehalte um im Mittel jährlich 0,022% erhöht (24, S. 184). Auch stellte Klapp fest, daß die Humusgehalte deutscher Ackerböden zwischen 2-5 % liegen, daß aber durch Luzerne- oder Kleegrasanbau in der Fruchtfolge die Humusgehalte auf 7-8% erhöht werden können (24, S. 179). Diese Erkenntnisse sind in der heutigen Diskussion um Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft nicht mehr präsent. 

Auch wenn Grünland in der Regel höhere Humusgehalte als Ackerland aufweist, so können Bewirtschaftungsmaßnahmen wie die Art und Intensität der Schnittnutzung oder auch Stallmist- oder Kompostdüngung zu Grünland die Humusgehalte variieren (25). 

Global ist die Kohlendioxidemission aus Böden um den Faktor 10 höher als aus der Verbrennung fossiler Energien (1, 26). Die Freisetzung von Treibhausgasen aus der Landwirtschaft insgesamt steigt als Folge von Intensivierung, Industrialisierung und Globalisierung der Landwirtschaft. Dabei spielt die steigende Emission von Lachgas aus der Landwirtschaft eine herausragende Rolle. Im Zeitraum 2000- 2005 war beispielsweise die terrestrische Treibhausgasbilanz in Europa noch ausgeglichen. Aber der Trend zur Intensivierung der Landwirtschaft hat die Europäischen Böden zu einer signifikanten Nettoemissionsquelle von Treibhausgasen gemacht (27). 

In diesem Zusammenhang ist der relativ neue Anbau von Energiepflanzen besonders relevant, er ist ein besonderer Treiber der ansteigenden Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft (1). Recay et al. (3) haben dazu geschrieben: „… erweiterte Bioenergieprogramme können die Kohlenstoffemission aus Böden noch steigern und das weltweit… Ein weiter ausgedehnter Anbau von Energiepflanzen der ersten Generation kann darüber hinaus die N2O-Emissionen steigern, da diese großflächig sehr hoch gedüngt werden.“ (Eigene Übersetzung aus dem Englischen) Zusammenfassend läßt sich sagen, daß der Intensivlandbau durch den Anbau von Energiepflanzen zusätzlich weiter intensiviert wird mit der Folge erhöhter CO2– und N2O-Emissionen. 

Eine besondere Situation besteht für anmoorige Böden und Moorböden, also für Böden mit Humusgehalten über 15%. Diese Böden bildeten sich ursprünglich bei hohem Grundwasserspiegel, der aber dann abgesenkt wurde. Unter diesen Bedingungen erfolgt in solche Böden bei Kalkung, Bodenbearbeitung und N-Düngung eine hohe CO2– Freisetzung aufgrund des beschleunigten Abbaus der organischen Substanz. Um diesen Abbauprozess aufzuhalten, wird meist die Wiedervernässung empfohlen. Das aber bedeutet eine stark eingeschränkte, nur sehr extensive landwirtschaftliche Nutzung. Eine bessere Alternative, die den Abbau der organischen Substanz stark reduziert und gleichzeitig die Möglichkeit des Aufbaus fruchtbarer Böden eröffnet, bietet sich bei Moorschichten bis ca. 1,7 m Dicke. Durch Tiefpflügen kann eine mindestens 20 dicke mineralische Auflageschicht hochgepflügt werden, die den Abbau der organischen Substanz im Unterboden stark verzögert und gleichzeitig durch Kultivierung der neuen Böden diese sehr fruchtbar werden lässt.

Einmaliges Tiefpflügen kann aber auch auf Mineralböden ein Instrument sein, die Humusmengen je Flächeneinheit insgesamt zu erhöhen. Dabei wird die organische Substanz des untergepflügten Oberbodens nur mit geringer Rate abgebaut, während sich im Oberboden in den Jahren nach dem Tiefpflügen überproportional viel organische Substanz aufbaut (28). Reduzierte Bodenbearbeitung erhöht also nicht immer die Humusmengen in Böden, weil eine tiefere Einarbeitung der organischen Substanz durch Pflügen diese im Unterboden eher konserviert und den Boden mit C und N anreichern kann (29). 

Weltweit ist die Landwirtschaft für rund zwei Drittel der anthropogenen Lachgasemissionen verantwortlich (3,5,30). Der größte Teil stammt aus den Lachgasemissionen aus den mineralischen und organischen Düngemitteln (5). In seiner Eigenschaft als treibhausgas ist Lachgas fast 300mal so effektiv wie Kohlendioxid und macht rund 6% der globalen Emissionen aus (5).  Lachgas (N2O) wird im Boden bei zwei Prozessen gebildet, bei der Nitrifikation und der Denitrifikation. Der erste Prozess umfasst die Bildung von Nitrat aus Ammonium, beim zweiten Prozess wird N2 und N2O aus Nitrat gebildet (5, 31, 32). Beide Umwandlungsprozesse erfordern lösliche Stickstoffverbindungen, Ammonium bzw. Nitrat. Deswegen begünstigt ein hohes N- Düngungsniveau mit Mineraldüngern die Lachgasbildung und -Freisetzung. Reduktive Bedingungen im Boden fördern die Denitrifikation und damit auch die Lachgasbildung. Solche Bedingungen treten verstärkt auf, wenn der Boden verdichtet ist.

Die N2O- Emissionsfaktoren, die den Anteil des gedüngten Stickstoffs angeben, der als Lachgas freigesetzt wird, betragen für Mineraldünger-N zwischen 0,5 und 1,6%, für organische N- Dünger zwischen 0.5 und 0,6% (5). Unter reduktiven Bedingungen können diese Werte erheblich größer sein (1, 32). Stallmist weist unter den organischen N- Düngemitteln einen niedrigen Emissionsfaktor von unter 0,4% auf (32). 

Landwirtschaft ist auch die Hauptquelle der Freisetzung von Methan (34) mit rund 40% Beteiligung an der globalen Methanemission (35). Naßreisanbau und die Bildung von Methan im Wiederkäuermagen z.B. von Rind, Schaf oder Ziege sind die Hauptquellen (34). Aber Böden sind auch Senken für Methan, z.B. Grünland oder Waldböden. Hoch mit Stickstoff gedüngte landwirtschaftliche Nutzflächen stellen eine schlechte Methansenke dar, da lösliche Stickstoffverbindungen im Boden die Fähigkeit der Böden reduzieren, Methan abzubauen (1). Auch Waldböden, die mit löslichen Stickstoffverbindungen wie z.B. Ammoniak aus der Landwirtschaft durch den Eintrag aus der Luft belastet werden, werden dadurch in ihrer Fähigkeit, Methan abzubauen, stark eingeschränkt (36. 37). Dabei erfordert die Methanbildung im Boden strikt anaerobe Bedingungen, findet also in unseren Breiten bei einer ordnungsgemäßen Landwirtschaft nur in Ausnahmefällen statt (38). 

Technische Lösungen, um die Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft zu reduzieren

Die Stickstoffdünger- intensive, industrialisierte Landwirtschaft ist die Hauptquelle wie Anstieg der Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft. 

Um dem abzuhelfen wird vielfach die Hypothese bemüht, daß technische Probleme durch technische Lösungen beseitigt werden können. Dazu gab und gibt es eine Reihe von Vorschlägen. 

Die Herstellung von Ammoniak für die Stickstoffdüngerproduktion durch das Haber-Bosch- Verfahren ist ein ausgesprochen energieintensiver Prozess. Rund 1-2% des gesamten weltweiten Energieverbrauchs und 3-5% des weltweiten Erdgasverbrauchs sind dem Haber-Bosch-Verfahren zuzuordnen (39, 40). Deswegen arbeiten Forschergruppen weltweit daran, dieses verfahren durch andere, weniger energieintensive Verfahren zu ersetzen (40 und die dortigen Literaturangaben). 

Eine andere technische Möglichkeit ist es, die Nitrifikation durch Zugabe von Nitrifikationsinhibitoren zum Boden einzuschränken, um die Lachgasfreisetzung zu verzögern (33) oder ganz zu verhindern (32). 

Präzisionslandwirtschaft wird weiterhin als Lösung angeboten, Umweltprobleme in der Intensivlandwirtschaft zu vermeiden (34). Insbesondere wird in diesem Zusammenhang die Erhöhung des Ausnutzungsgrades der N- Düngemittel angemahnt (3). 

Eine weitere, ausgesprochen wolkige Forderung, die tatsächlich von einer großen Gruppe von Bodenwissenschaftlern erhoben wurde, ist der Einsatz „disruptiver Technologien“ (4). Ohne eine präzise Definition und Verbindung zu den behandelten wissenschaftlichen Problemen ist ein solcher Terminus in einem vermeintlich wissenschaftlichen Beitrag nutzlos.

Weitere Lösungsvorschläge zu den Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft beziehen sich auf veränderte Konsumgewohnheiten, wie die Umstellung auf eine pflanzenbasierte Kost und die Vermeidung von Nahrungsmittelabfällen (3, 34). Es ist fraglich, ob eine solche Herangehensweise an das Problem relevant ist. 

In Deutschland beträgt der durchschnittliche, jährliche N- Überschuss um die 100 kg N/ha, wovon sich allein 25% durch sieben Millionen Tonnen Sojaimporte jährlich nach Deutschland erklären lassen. Dieser Überschuss besteht, trotz jahrzehntelanger wissenschaftlicher Beschäftigung mit diesem Thema. Dieser N- Überschuss wird als Nitrat ausgewaschen, und als Ammoniak, N2 oder N2O in die Luft abgegeben und reduziert im Fall von Ammoniak das Vermögen von Waldböden, Methan abzubauen erheblich (1). 

Mehr noch, Konzepte des Verzichts auf Fleischkonsum haben zu unterscheiden zwischen unterschiedlichen Systemen der Tierhaltung (s. weiter unten). 

Eine Schlussfolgerung ist, daß Landwirtschaft in seiner intensiven, industrialisierten und globalisierten Form ein Treiber steigender Treibhausgasemissionen ist. Wang und Mitarbeiter (5) beziffern den jährlichen Anstieg der Lachgasemissionen aus der Landwirtschaft als Resultat der Intensivierung weltweit auf 0,25%. 

Deswegen ist es die Schlüsselfrage, welche Landwirtschaft wir anstreben und gegebenenfalls fördern und nicht in erster Linie eine Frage nach Konsumverzicht. Es geht darum, eine Landwirtschaft zu finden, die Nachhaltigkeit einschließlich geringer Treibhausgasemissionen verknüpft mit nachhaltig relativ hohen Erträgen. Als Alternative zur Intensivlandwirtschaft wird der organische Landbau betrachtet. Deswegen liegt es nahe, diesen auf Ertragsfähigkeit und Nachhaltigkeit zu prüfen. 

Organischer Landbau

Der organische Landbau (auch vielfach als biologischer oder ökologischer Landbau bezeichnet), wurde im deutschsprachigen Raum in den 1920er- 1940er Jahren entwickelt. 

Organischer Landbau ist durch einige zentrale Randbedingungen vom konventionellen Landbau zu unterscheiden, den Verzicht auf mineralische N- Düngemittel aus dem Haber-Bosch-Verfahren, den Verzicht auf organische Pestizide aus der chemischen Synthese und der Verbindung von Ackerbau und Grünlandwirtschaft mit landwirtschaftlicher Tierhaltung. 

Im organischen Landbau wird die fehlende mineralische N- Düngung durch den Anbau von Leguminosen kompensiert, die Stickstoff aus der Luft binden und in pflanzenverfügbare Formen bringen. Besonders perenniale oder semi-perenniale Leguminosen wie Luzerne, Esparsette und verschiedene Kleearten wie Weißklee, Rotklee, Schwedenklee, Gelbklee oder Hornschotenklee weisen ein hohes Vermögen auf, Stickstoff aus der Luft zu binden. 

Damit ist schon vorgezeichnet, daß sich konventionelle und organische Fruchtfolgen sowie konventionelles und organisch bewirtschaftetes Grünland stark unterscheiden, da im konventionellen Landbau die aufgeführten Futterleguminosen ein Schattendasein führen. Dazu kommt, daß Mischkulturen und weite Fruchtfolgen im organischen Landbau genutzt werden können, den Unkrautdruck und den Druck von Schaderregern auf einem niedrigen Niveau zu halten. Mischanbau und weite Fruchtfolgen bieten die Möglichkeit, den Ertragsunterschied zwischen der konventionellen Intensivlandwirtschaft und dem organischen Landbau auf ein niedriges Niveau zu bringen (41). 

Jedoch gibt es Entwicklungen im organischen Landbau, die dessen Nachhaltigkeit in Frage stellen. Die für die Bodenfruchtbarkeit notwendigen Ackerfutterbaujahre in der Fruchtfolge mit Luzerne-Klee-Gras- Gemengen in der Fruchtfolge begrenzen den Anbau von Verkaufsfrüchten und stellen deswegen eine ökonomische Begrenzung für organische Betriebe dar.

Die gesetzlichen Regelungen der EU und damit auch die Deutschen Regelungen erlauben den organischen Betrieben den Import konventioneller organischer N- Düngemittel wie Gülle, Stallmist. Auch durch den Einkauf von Futtermitteln beispielsweise von Kraftfutter können hohe N-Importe von außen in die organischen Betriebe erfolgen. Unter solchen Bedingungen ist der Anbau von semi-perennialen Leguminosengemengen zur betrieblichen N- Bindung entbehrlich, sodaß es mittlerweile organische Marktfruchtbetriebe gibt, die weniger als 20, 15 oder sogar 

10% an Futterbauleguminosen in der Fruchtfolge haben. Diese Entwicklung hat einen hohen Einfluss auf die Humusgehalte von organisch bewirtschafteten Böden und damit auch auf die CO2– Emission aus diesen Böden. Darüber hinaus ist der geringe oder fehlende Anbau von Futterbauleguminosen auch für die Lachgasemission aus der organischen Landwirtschaft wichtig.

Diese Fehlentwicklungen des organischen Landbaus führen zu einer neuen Form organischer, globaler Landwirtschaft, ursprünglich ein Alleinstellungsmerkmal der konventionellen Intensivlandwirtschaft. Unter solchen Bedingungen verbleibt als wesentlicher Unterschied organisch vs. konventionell nur noch die Restriktion beim Pestizideinsatz. 

Damit sind Überlegungen notwendig geworden, wie nachhaltiger organischer Landbau strukturiert sein muß und welche Konsequenzen dies für die Emission von Treibhausgasen hat. 

Zurück zu den Wurzeln: Organischer Landbau als Verbindung von nachhaltig hohen Erträgen, angepasster Bewirtschaftung und niedriger Emission/geringen Verlusten von Treibhausgasen                

Die ursprünglichen Regeln für den organischen Landbau sahen keinen N-Input aus dem Haber-Bosch- Verfahren vor, keine synthetisierten organischen Pestizide aber die Verbindung von Ackerbau und Tierhaltung.

Eine Landwirtschaft, die diese Restriktionen befolgt, weist ein ganz anderes Muster und eine weitaus geringere Intensität von Treibhausgasemissionen auf, als im Vergleich dazu die intensive, konventionelle Landwirtschaft. 

Abbildung 1. Eine Beispielsfruchtfolge eines organischen Betriebes im gemäßigten Klima mit angepassten organischen und mineralischen Düngemitteln.

JahrCropharvest productsfertilizers
ErstesLuzerne/Klee/GrassHeu, Silage, Frischfutter z.B.Dolomit, Roh-phosphat, Kainit, Gips
ZweitesLuzerne/Klee/GrassHeu, Silage, Frischfuttersiehe oben
DrittesWinterweizen mit KleegrasuntersaatKorn 
ViertesHafer mit Kleegrassuntersaat Korn, Strohz.B. 10 t/ha Stallmistkompost 
FünftesKartoffelnKnollenz.B. 30 t/ha Rotte-Stallmist
SechstesGerste mit Luzerne/Klee/Grass-Untersaat Kornz.B. Dolomit, 10 t/ha Rottemist

In Abbildung 1 ist eine sechsjährige Fruchtfolge eines organisch wirtschaftenden Betriebes mit Rinderhaltung vorgestellt, unter Einschluss von Luzerne-Gemenge in die Fruchtfolge und der Ausbringung von Rottemist oder Mistkompost. Verkaufsfrüchte in dieser Fruchtfolge sind Weizen, Gerste, Hafer und Kartoffeln. Der Bedarf an Makronährstoffen neben N kann durch die eingesetzten Dünger gedeckt werden; das Problem der knappen Phosphatvorräte weltweit soll hier nicht weiter behandelt werden. Die N-Versorgung erfolgt in den ersten zwei Fruchtfolgejahren durch Leguminosen, je nach Boden und Klima durch Luzerne und Kleearten durch symbiontische N2-Fixierung. In den nachfolgenden Jahren erfolgt die N-Versorgung der Nicht-Leguminosen einerseits durch den im Boden noch verbliebenen N- Vorrat und das mit dem Rottemist und Mistkompost gedüngte N. Dabei ist die Frage, ob der in den ersten zwei Jahren durch die Leguminosen gebundene Stickstoff ausreicht, den N-Bedarf der gesamten Fruchtfolge zu decken.

Anglade et al (42) führten solche Berechnungen für eine neunjährige Fruchtfolge durch, bei der in den ersten drei Jahren Luzerne angebaut wurde. Diese Arbeitsgruppe fand einen leichten N-Überschuss von 27 kg N/ha über die neunjährige Fruchtfolge, ein Beleg dafür, daß der N-Input in die Fruchtfolge durch die Luzerne den N-Bedarf insgesamt gedeckt hat (42). 

Um ein möglichst hohes Niveau der N2– Fixierung in den Leguminosen-Futterbaujahren zu erreichen, ist die Abfuhr des Aufwuchses wichtig, da durch den Verbleib auf dem Feld die N-Fixierungsleistung der Futterbauleguminosen erheblich zurückgehen kann (43). In den von Anglade et al. (42) berichteten Versuchen fixierte Luzerne jährlich mehr als 450 kg N/ha, rund 200 kg N/ha mehr als die auch von Anglade et al. (42) berichtete N-Fixierungsleistung von Rotklee. Die Differenz wird damit erklärt, daß Rotklee als Gründüngung eingesetzt wurde, der Aufwuchs auf dem Feld verblieb, durch Mineralisierung die N-min- Werte hochtrieb und so die N2– Fixierung reduzierte. 

Unter Bezug auf die hier in Abbildung 1 vorgestellte Fruchtfolge, die trotz der rechtlichen Regelungen immer noch weit im organischen Landbau verbreitet ist, wird im Folgenden die Freisetzung der drei wichtigsten Treibhausgase in einem ordnungsgemäß betriebenen organischen Landbau referiert. 

  1. CO2

Gattinger und Mitarbeiter (44) haben in einem Übersichtsartikel gezeigt, daß organisch bewirtschaftete Ackerböden mehr C in Form von Humus binden, als konventionell bewirtschaftete Böden. Sie führten dies auf die semi-perennialen Luzerne-Kleegras- Jahre in der Rotation zurück (44). Schon Klapp wies 1967 zusammenfassend auf die große Bedeutung der Futterbaujahre für die Anreicherung mit organisch gebundenem C im Boden hin (24, S. 179). Das Ausmaß der Humusanreicherung hängt dabei unter Anderem von der produzierten Biomasse, der Durchwurzelungstiefe und der Intensität der Durchwurzelung ab. Besonders die Fähigkeit von Luzerne und Steinkleearten, relativ hohe Wurzelmassen auch in Bodentiefen von über einem Meter zu bilden, ist seit Langem bekannt (16, S. 22). Tiefendurchwurzelung kann in hohem Maße die Humusgehalte in tieferen Bodenschichten nachhaltig erhöhen. 

In einer Reihe von langjährigen Feldversuchen wurde in der Vergangenheit organischer und konventioneller Landbau verglichen, auch in Bezug auf die Humusgehalte. Ein solcher Vergleich komplexer Anbausysteme ist jedoch nicht geeignet, die Einzelfaktoren zu ermitteln, die die Humusgehalte im Boden maßgeblich beeinflussen. Insofern sind die Interpretationen von Gattinger et al (44) zur Rolle der Futterbaujahre auf die Humusgehalte in organisch bewirtschafteten Böden nur indirekte Schlussfolgerungen.

Um den Einfluss einzelner Faktoren des Unterschiedes organisch vs. konventionell auf die Humusgehalte experimentell zu ermitteln, wurde unter Dr. Cord Bäumer, Professor für Acker- und Pflanzenbau an der Universität Göttingen ein Feldversuch angelegt, in dem die einzelnen Faktoren, die organischen und konventionellen Landbau trennen, unabhängig voneinander variiert wurden. Die wesentlichen Faktoren sind die mineralische N- Düngung, der Einsatz organischer Pestizide und der Anbau von semi-perennialem Futterbau, hier der Anbau von Luzerne. 

Forstreuter (45) legte dazu Auswertungen des Feldversuches nach 15 Jahren vor und fand, daß in der Rotation mit Luzerne 10 C /ha in den obersten 20 cm der Krume mehr angereichert war, als in der Variante ohne Luzerne. 

Der von Forstreuter (45) festgestellte hohe Einfluss der Luzerne auf den Humusgehalt des Bodens wurde von Song et al. (46) unter fast ariden Klimabedingungen bestätigt. Sie fanden ebenfalls einen Anstieg der organischen C-Gehalte um rund 10 t/ha nach 17 Jahren Luzerneanbau. 

Organische Düngemittel können einen hohen Einfluss auf die Humusgehalte der Böden haben. Körschens et al. (17) zeigten nach Auswertung von Dauerfeldversuchen, daß die Ausbringung von flüssiger Gülle kaum die Humusgehalte im Boden erhöhte, dagegen aber verrotteter oder kompostierter Stallmist die Humusgehalte in den Dauerfeldversuchen in der Regel deutlich erhöhte. Klapp (24, S. 184) fasste dazu zusammen, daß eine jährliche Ausbringung von 8-12- Tonnen Stallmist/ha die Humusgehalte um rund 0,022% pro Jahr erhöhte. 

Organischer Landbau in seiner ursprünglichen Ausprägung erforderte die Verbindung einer bodengebundenen Produktion mit landwirtschaftlicher Tierhaltung und der Verwendung von Stroh für die artgerechte Tierhaltung. Der dann notwendig anfallende Stallmist wird dann einer Rotte oder Kompostierung unterzogen. Dabei bilden sich stabile, braune bis fast schwarze Verbindungen, Huminstoffe, die für die Farbe von Böden und Komposten verantwortlich sind (14). Die Bedeutung von Huminstoffen für die Stabilität der organischen Substanz und die Bodenfruchtbarkeit wurde schon häufig gezeigt. Es gibt auch eine enge Beziehung zwischen Kompostreifung und Humifizierung, d.h. der Bildung von Huminstoffen (siehe unter Anderem 47- 50). 

Huminstoffe im Boden haben nicht nur einen direkten, positiven Effekt auf die Bodenhumusgehalte und damit reduzierte CO2– Freisetzungsraten aus landwirtschaftlich genutzten Böden. Huminstoffe haben auch die Fähigkeit labile organische Verbindungen im Boden zu binden und in die Huminstoffe zu inkorporieren und damit zu stabilisieren. Ein solcher chemischer Schutz verhindert hohe Abbauraten der organischen Substanz im Boden auch von eigentlich labilen organischen Molekülen wie von Kohlehydraten, Aminosäuren und Peptiden (51- 53).

Diese Ergebnisse widersprechen direkt einer hypothetischen Kohlenstoffsättigung von Böden (10), einer Hypothese, die von der FAO, der Agrarorganisation der FAO propagiert wird (11). 

Für die Stabilität von organischem Kohlenstoff im Boden ist auch die Bindung an anorganische Oberflächen, wie Tonminerale und Eisen- und Aluminiumoxide von Bedeutung (54, 55). 

Für den mikrobiellen Abbau im Boden ebenso von Bedeutung sind Eigenschaften der Huminstoffe wie das Molekulargewicht, der Anteil von aromatischem Kohlenstoff, besonders der Anteil von polyzyklischem, aromatischem Kohlenstoff, das Verhältnis hydrophiler und hydrophober Anteile, das Ausmaß und die Art der Bindung von Nicht-Huminstoffen an die Huminstoffe (55). Die chemischen Eigenschaften der Bodenhuminstoffe sind entscheidend für die Stabilität des organischen Kohlenstoffs im Boden. 

Die wissenschaftliche Arbeitsgruppe um den italienischen Huminstoffchemiker, Alessandro Piccolo fand in einer Reihe von Untersuchungen, daß die Einleitung von Polymerisierungsprozessen bei den Huminstoffen im Boden durch Zugabe von oxidierenden Verbindungen teilweise unter Einfluss des Sonnenlichtes die Huminstoffe im Boden stabilisiert und stärker vor mikrobiellem Abbau schützt. Damit sind jährliche Zuwachsraten an organischer Substanz im Boden von                     2,24- 3,90 t C/ha möglich (56). Höher molekulare Huminstoffe sind im Boden widerstandsfähiger gegenüber mikrobiellem Abbau. Solche Eingriffe, wie von Piccolo und Mitarbeiter vorgenommen, führen zu einer starken Humusanreicherung im Boden. Dennoch spielen die Ergebnisse dieser Arbeitsgruppe keine Rolle in den Empfehlungen internationaler Organisationen wie der FAO. Das 4 per Mille Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens verknüpft wachsende C- Bindungsraten in Böden mit höheren C- Gehalten. Unter der Annahme und nur unter der Annahme, daß Huminstoffe den größten Anteil des organischen Bodenkohlenstoffs enthalten, hat das 4 per Mille Ziel eine wissenschaftliche Basis (23; 55). 

In der Literatur werden die hier diskutierten Mechanismen zu C-Speicherung in Böden weitgehend ignoriert (55). Dennoch steht die chemische Stabilisierung der organischen Bodensubstanz im Zentrum der der Kohlenstoffanreicherung von Böden (14, 15). 

Ghabbour et al. (13) verglichen eine große Anzahl von US-Böden, einerseits konventionell, andererseits organisch bewirtschaftet, und fanden im Mittel beträchtlich höhere C- Gehalte und Huminstoffgehalte in den organisch bewirtschafteten Böden im Vergleich zu den konventionellen Böden. In den Böden beider Wirtschaftsweisen machte das Huminstoff-C den größten Anteil am organischen Bodenkohlenstoff aus. 

  1. N2O

Weltweit ist die Landwirtschaft für 60- 67% der anthropogenen N2O-Emissionen verantwortlich (3, 5). Organischer Landbau senkt, in richtiger Weise betrieben, auf verschiedene Weisen die Lachgasemissionen. Stickstoff (N) wird letztlich durch die symbiontische N2– Fixierung der Leguminosen in das System gebracht, die wiederum zur Futtergewinnung oder zur Körnerproduktion angebaut werden. 

Wie oben beschrieben sind Nitrifikation und Denitrifikation die beiden im Boden ablaufenden Prozesse, bei denen N2O entsteht (32). Die Bindung von N aus der Luft durch die Leguminosen umgeht beide Prozesse (57). Ein großer Teil des in den Leguminosen gebundenen N ist Teil des Futters der Nutztiere und wird letztlich zu einem großen Anteil Bestandteil der organischen Düngemittel. Die Lachgasemissionsfaktoren organischer Düngemittel sind niedriger, als die mineralischer N- Düngemittel (5). Das IPCC hat die Lachgasemissionsfaktoren für mineralische N-Dünger auf 1,6% und die von organischen Düngern auf 0,6% beziffert (festgelegt) (5). Diese groben Schätzungen des IPCC tragen nicht der Tatsache Rechnung, daß die Art organischer Dünger über die Lachgasemission entscheidet. Sie tragen auch nicht dem Sachverhalt Rechnung, daß die Höhe der N-Düngung für die Lachgasemission wichtig ist (5). Thorman et al. (33) ermittelten einen Lachgasemissionsfaktor für Stallmist von 0,37%, während der von Gülle unter vergleichbaren Bedingungen bei 0,72% lag. 

Weiterhin hängt das Verhältnis der Bildung von N2O zu N2 vom Niveau des löslichen N im Boden ab und steigt mit zunehmender N- Düngung an, relativ und absolut (5, 58- 60). 

Der organische Landbau mit N-fixierenden Leguminosen in der Fruchtfolge, mit Stallmistdüngung statt Gülledüngung und mit einem vergleichsweise niedrigen Niveau an löslichem N (Ammonium und Nitrat) ist deswegen prädestiniert, wenig Lachgas zu emittieren. Diese Feststellung gilt ausdrücklich nicht für den industrialisierten organischen Landbau, mit externem Input an organischem N und mit wenig Futterbaujahren.

Und schließlich wird eine kluge und angepasste Wirtschaftsführung im organischen Betrieb Bodenverdichtungen zu vermeiden suchen, nicht zuletzt weil relativ leichte Maschinen zu angepassten Zeiten zur Bodenbearbeitung eingesetzt werden. So werden anaerobe Zonen im Boden vermieden, in denen erhöhte Raten der Lachgasbildung stattfinden können (57, 61).Hier sei nochmals die Studie von Anglade et al. (42) angeführt, die geringe N-Verluste im Rahmen der von ihnen beschriebenen neunjährigen Fruchtfolge ermittelt haben. Anglade et al. (42) errechneten einen mittleren N-Überschuss von 3 kg N/Jahr, unter diesen Bedingungen die Lachgasfreisetzung sehr niedrig gewesen sein dürfte. 

Organischer Landbau ist dann im Anbau erfolgreich, wenn er hohe Humusgehalte im Boden anzureichern in der Lage ist und wenn die N- Verluste und damit auch die Lachgasverluste gering sind. 

Skinner et al. (62) fanden in einem vergleichenden Langzeitversuch zwischen konventionellen und organischen Anbausystemen, daß der organische Landbau gegenüber den konventionellen Varianten im Mittel 40% weniger N2O emittierte. Wenn aber die N2O-Emissionen in diesem Versuch auf den Ernteertrag bezogen ermittelt werden, so gab es nur eine geringe Minderemission in den organischen Varianten des Versuchs (62). Damit kommt in den Blick, daß die Ertragslücke zwischen dem organischen und konventionellen Landbau eine wichtige Rolle bei der Bewertung der Treibhausgasemissionen in den verschiedenen Anbausystemen spielt. 

Wird organischer Landbau in voller Ausreizung der gesetzlichen Bestimmungen in seiner industrialisierten, intensivierten Form betrieben, so nähert sich die Lachgasemission der des konventionellen Anbaus und mag, auf den Ertrag bezogen, diesen sogar übertreffen.

  1. CH4

Landwirtschaft ist eine Hauptquelle für Methanemissionen, verantwortlich für rund 40% der globalen Emissionen (35). Die wichtigsten Quellen innerhalb der Landwirtschaft sind Wiederkäuer und Naßreisanbau (34, 35). In der Vergangenheit wurde aus dem Anteil der Wiederkäuer an der Methanemission geschlossen, daß der Verzehr von Fleisch zu reduzieren oder einzustellen sei, um eben die Methanemission zu reduzieren (3, 34).

Aber genau hier muß an Stelle dieser Argumentation ein vollständigeres Bild der Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft berücksichtigt werden, um daraus sinnvolle Schlussfolgerungen zu ziehen.

Die Landwirtschaft selbst ist nicht nur Quelle, sondern auch eine Hauptsenke für Methan, da dieses in den Böden abgebaut werden kann (32). Dabei reduzieren hohe N- Düngergaben den Abbau des Methans im Boden (34). Auch Waldflächen sind wichtige Methansenken (1). Die Überdüngung der Waldböden mit Ammoniak aus der Intensivlandwirtschaft verringert den Methanabbau in Waldböden, was bedeutet, daß die Intensivlandwirtschaft auch einen Einfluss auf die Treibhausgasemission aus Waldböden hat. 

Auch muß die Methanemission durch Wiederkäuer in den sachgerechten Kontext gestellt werden. Semi-perenniale Leguminosen-Gras-Gemenge sind wie kein anderes Instrument geeignet , die Humusgehalte der Böden anzuheben und damit die Netto-Kohlendioxidemission aus Böden zu reduzieren. Weiterhin fixieren Leguminosen große Mengen an Stickstoff, wie Stagnari et al. (57) und Anglade et al. (42) gezeigt haben und helfen damit, die N2O-Emissionen und den Energieverbrauch der landwirtschaftlichen Produktion zu senken. Auch Grünland, das zu erheblichen Anteilen aus perennierenden Leguminosen wie Weißklee bestehen kann, kann hohe Mengen an Stickstoff aus der Luft fixieren (43). Semi-perennialer Futterbau oder Dauergrünland kann ausschließlich durch Wiederkäuer genutzt werden, um hochwertiges Protein zu erzeugen, und zwar weltweit. 

Für Luzerne-Klee-Gras-Gemenge im organischen Landbau gilt, daß die Vorteile der Reduktion der Emission von CO2 und N2O die Nachteile der Methanemission überkompensieren. Rinder und Schafe im richtig praktizierten organischen Landbau sind ein Beitrag zur Reduktion von Treibhausgasemissionen insgesamt. Das gilt allerdings nicht für Rindermast in großen industriellen Anlagen. Deswegen sind unspezifische Empfehlungen oder Verordnungen zur Reduktion des Fleischkonsums insgesamt kein Beitrag zur Reduktion der Treibhausgasemissionen. Sie sind nur sinnvoll, wenn sie den Gesamtzusammenhang der landwirtschaftlichen Erzeugung, den Bereich der Vorleistungen und den Bereich der Verarbeitung insgesamt im Blick haben. 

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“Regenerative Landwirtschaft”. II. Anspruch und Wirklichkeit

Der Selbstanspruch „regenerativer Landwirtschaft“ wird von dem international renommierten Bodenkundler Rattan Lal beschrieben als „eine Landwirtschaft, die ausreichend Nahrungsmittel produziert (enough food), bei gleichzeitig negativen Emissionen unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeitsziele der UN von 201“ (Lal, 2020). 

Die Wissenschaftler um den interdisziplinär forschenden Peter Newton charakterisieren „regenerative Landwirtschaft“ als alternative Technik oder Mittel, durch die Nahrungsmittel produziert werden, bei einer positiven oder weniger negativen Umwelt- und Sozialbilanz (Newton et al., 2020). 

In beiden zitierten Publikationen wird „regenerative Landwirtschaft“ positiv bewertet. Die in beiden Publikationen aufgelisteten Kriterien für „regenerative Landwirtschaft“ sollen im Folgenden auf ihre Richtigkeit und Zielgerichtetheit hin zu einer nachhaltigen Landwirtschaft untersucht werden. 

Folgende, als vielfach für „regenerative Landwirtschaft“ zentral eingeschätzte Kriterien werden überprüft:

  1. Reduzierte/ Null- Bodenbearbeitung
  2. Anbau von Zwischenfrüchten
  3. Ernterückstände auf dem Acker belassen 
  4. Agro-Forst-Systeme
  5. Anreicherung der Böden mit organisch gebundenem Kohlenstoff (Corg )
  6. Einsatz von Biokohle
  7. Reduktion der Emission von Treibhausgasen aus der Landwirtschaft

Diese sieben Kriterien werden in vielen Abhandlungen zu „regenerativer Landwirtschaft“ jeweils allein oder in Kombination als Charakteristika verwendet. Daß mit dieser Art der Bestimmung von „regenerativer Landwirtschaft“ Unschärfe und Beliebigkeit Tür und Tor geöffnet sind, wurde im ersten Teil gezeigt. Inwiefern die hier aufgelisteten Kriterien konsistent, sinnvoll und widerspruchsfrei sind, wird im Folgenden beschrieben. 

  1. Reduzierte Bodenbearbeitung

Die zentrale Begründung für die Aufgabe oder wenigstens deutliche Einschränkung der Bodenbearbeitung hinsichtlich der Tiefe und Intensität der Bearbeitung ist die damit verbundene Erhöhung der Corg – oder Humusgehalte im Boden, was wiederum zu einer verbesserten Bodenstruktur führt, die in der Folge auch zu einer verstärkten Widerstandsfähigkeit der Böden gegen Wind- und Wassererosion führt. Zudem können die durch die reduzierte Bodenbearbeitung erhöhten Humusgehalte die Erhöhung der Kohlendioxidkonzentration in der Luft kompensieren oder sogar umkehren. 

Die Einschätzung, daß reduzierte Bodenbearbeitung die Humusgehalte im Boden erhöht, kann nicht verallgemeinert werden. Unter mitteleuropäischen Bedingungen wird bei reduzierter Bodenbearbeitung der Humusgehalt der Ackerböden in den obersten Zentimetern angehoben, was sich positiv auf Bodenstruktur und Erosionsanfälligkeit auswirkt.

Aber: Tiefe Bodenbearbeitung, tiefes Pflügen bringt organische Substanz in tiefere Bodenschichten, wo diese stabilisiert werden (Alcantara et al., 2016). Dadurch wird insgesamt mehr Humus im Boden gebunden. Alcantara et al. (2016) beschreiben Tiefpflugversuche in Deutschland auf Löss- und Sandböden, wo noch nach mehr als 30 Jahren nach einmaligem Tiefpflügen in einer Tiefe von 50 – 80 cm gegenüber der Kontrolle ohne Tiefpflügen im Mittel 45 Prozent mehr Humus im Boden gespeichert wurde. Die damit zusätzlich gebundenen Mengen an Corg. sind für die Kohlendioxidkonzentration der Luft von großer Bedeutung, da das zusätzlich gebundene C im Wesentlichen aus dem Kohlendioxid der Luft stammt. Die Verfechter „regenerativer Landwirtschaft“ irren, wenn sie pauschal feststellen, daß reduzierte Bodenbearbeitung die Humusgehalte der Böden erhöht.

Eine Empfehlung aus diesen Versuchsergebnissen kann sein, die jährliche Bodenbearbeitung flach zu halten, um oberflächlich die Humusgehalte zu erhöhen, aber in längeren Zeitabständen eine einmalig tiefere, wendende Bodenbearbeitung vorzunehmen. Damit wird auch im Unterboden Humus langfristig angereichert und die Menge an Humus je Flächeneinheit erhöht. 

2. Anbau von Zwischenfrüchten

Zwischenfrüchte (engl. Cover Crops) sind Früchte, die in Ackerbaufruchtfolgen zwischen den Hauptfrüchten eingefügt werden. Dabei unterscheidet man Winterzwischenfrüchte, Untersaaten und Stoppelfrüchte. Bezüglich der verbleibenden Wurzel- und Stoppelbiomasse sind Untersaaten und Winterzwischenfrüchte den Stoppelfrüchten weit überlegen, Könnecke (1967). Aber Stoppelzwischenfrüchte dominieren im Anbau. 

Eine größere Bedeutung haben Zwischenfrüchte im organischen Landbau vor allem dann, wenn Leguminosen Bestandteil des angebauten Gemenges sind. Dies gilt vor allem für Untersaaten mit verschiedenen Kleearten, die biologisch Stickstoff aus der Luft in eine pflanzenverfügbare Form überführen und damit mineralischen Stickstoff ersetzen. Zwischenfrüchte sind kein Kriterium der „regenerativen Landwirtschaft“ und der Anbau besonders von Leguminosen als Zwischenfrüchte ist nach den Angaben von Newton et al. (2020) und Lal (2020) kein besonderes Ziel der „regenerativen Landwirtschaft“.

3. Ernterückstände auf dem Acker belassen

Dieses vermeintliche Kriterium der „regenerativen Landwirtschaft“ stellt kein Differenzierungs- oder Alleinstellungsmerkmal dar. Daß Ernterückstände nicht mehr deponiert oder wie beim Stroh auf dem Acker verbrannt werden, ist in der Landwirtschaft heute, bis auf marginale Ausnahmen, eine Selbstverständlichkeit.

Was aber viel wichtiger ist, was hinter der Frage nach den Ernterückständen auf dem Acker steht, ist die Frage nach dem verwertbaren Teil der Ernte. Der „Harvest Index“ gibt an, welchen Anteil die verwertbaren Anteile an der Ernte haben, z.B. werden in einem viehlosen Betrieb vom geernteten Getreide die Getreidekörner verkauft, das mitanfallende Stroh auf dem Feld belassen. Der Harvest-Index wird als Kornertrag/Ganzpflanzenertrag errechnet und ist durch Züchtung im 20 Jahrhundert stark angestiegen (Hay, 1995; Sinclair, 2019). Der Anstieg des Kornertrags bei Getreide ist zu einem hohen Anteil auf die Erhöhung des züchterischen Harvest-Index Zurückzuführen. Dazu kommt beim Anbau von Getreide in der konventionellen Landwirtschaft die Verkürzung der Pflanzen durch Gaben von Pflanzenhormonen, wodurch sich der Harvest-Index nochmals erhöht. Es ist also die Frage danach, wieviel Ernterückstände überhaupt noch bei den hochgezüchteten Kulturpflanzenarten anfallen. Mais, der zu Silomais verarbeitet wird und zu einem großen Teil in den Biogasanlagen zur Stromerzeugung verwendet wird, hinterlässt fast gar keine Ernterückstände. Die Frage nach der Treibhausgasemission der heute angebauten Energiepflanzen taucht bei Lal (2020) und Newton et al. (2020) nicht auf.

Stroh kann ein sinnvolles Erntegut des Getreideanbaus sein, z.B. für die Einstreu bei einer artgerechten Tierhaltung und damit der Erzeugung von Stallmist, für die Erzeugung von Energie (Strohverbrennung) oder den Einsatz von Stroh als Dämmstoff. Die Frage, ob Stallmist bei der Tierhaltung erzeugt werden sollte, ist kein Kriterium für Vertreter einer „regenerativen Landwirtschaft“, noch nicht einmal als Minderheitenkriterium (Newton et al., 2020). 

4. Agro-Forst- Systeme

Die Verbindung landwirtschaftlicher Bodenproduktion mit der Anpflanzung von Gehölzen ist nichts Neues und stellt kein Alleinstellungsmerkmal der „regenerativen Landwirtschaft“ dar. Die Anpflanzung und Pflege von Hecken in winderosionsgefährdeten Gebieten z.B. in Teilen Schleswig-Holsteins war Bestandteil der landwirtschaftlichen Bodennutzungssysteme. Die Industrialisierung der Landwirtschaft mit der Vergrößerung der einzelnen Ackerschläge hat zu einer weitgehenden Zerstörung der Hecken geführt. Ob Agro-Forstsysteme darüber hinaus eine Berechtigung und Mittel- und Nordeuropa haben, ist fraglich. Ihre Bedeutung haben solche Systeme auf tropischen Böden mit hoher Sonneneinstrahlung und hohen Niederschlägen, wo sie sogar eine ackerbauliche Notwendigkeit darstellen können. 

5. Anreicherung des Bodens mit organischem Kohlenstoff

Alle unter 1 – 4 genannten Maßnahmen stehen in der „regenerativen Landwirtschaft“ auch unter dem erklärten Ziel, den Gehalt an organischem Kohlenstoff (Humus) im Boden zu erhöhen, mit dem Ziel, dadurch die Erhöhung der Kohlendioxid-Konzentration der Luft zu verringern oder sogar die Konzentration herabzusenken. Im gemäßigten Klima, unter mitteleuropäischen Bedingungen, sind alle vier hier diskutierten Maßnahmen nur bedingt oder gar nicht geeignet, die Humusmengen je Flächeneinheit zu erhöhen. Reduzierte Bodenbearbeitung erhöht zwar die Humusgehalte in der obersten Bodenschicht, dies kann aber durch geringere Humusgehalte unterhalb des Bearbeitungshorizontes überkompensiert werden, wie Alcantara et al. (2016) gezeigt haben. Zwischenfrüchte erhöhen die Humusgehalte meist eher wenig. Die Einarbeitung von Ernterückständen statt deren Abfuhr steht in einem engen Zusammenhang mit dem Harvest-Index, der unter anderem aussagt, in welchem Ausmaß überhaupt Ernterückstände anfallen. Und Agro-Forstsysteme stellen in Mitteleuropa in Form von Feldhecken ein traditionelles Element der Landwirtschaft dar, das durch die Industrialisierung der Landwirtschaft verdrängt wird. Über die Industrialisierung der Landwirtschaft schweigen sich die Repräsentanten der „regenerativen Landwirtschaft“ weitgehend aus (Newton et al., 2020; Lal, 2020). 

Am wichtigsten aber erscheint, daß die beiden ackerbaulich wichtigsten Instrumente die Humusgehalte der Böden zu erhöhen, in der „regenerativen Landwirtschaft“ keiner Erwähnung wert sind. Es handelt sich zum einen um die Düngung mit verrottetem Stallmist oder dessen Kompost im Gegensatz zu dem flüssigen Wirtschaftsdünger, der Gülle und zum anderen um die Einbeziehung von Luzerne-Klee-Gras-Gemengen als Futterbaujahre in die Fruchtfolge (s. dazu Gerke, 2021; 2022 und die dortigen Verweise).

6.Einsatz von Biokohle

Die Pyrolyse organischer Substanz unter partialem Sauerstoffabschluss führt zur Verkohlung. Die so entstandene Biokohle wird von vielen Vertretern der „regenerativen Landwirtschaft“ als Bodenverbesserungsmittel empfohlen, um die Humusgehalte der landwirtschaftlichen Böden zu erhöhen. Die Biokohle soll im Boden besonders stabil sein und deswegen wenig von Mikroorganismen abgebaut werden. 

Die positive Bewertung der Biokohle stammt aus einigen wissenschaftlichen Untersuchungen um die Jahrtausendwende, in denen behauptet wird, daß die hohen Humusgehalte als auch die hohe Fruchtbarkeit von tropischen Schwarzerden (Glaser et al. (2001); europäischen Schwarzerden (Schmidt et al., 1999; Schmidt et al., 2002) und US-amerikanischen Schwarzerden (Skjemstad et al., 2002) auf die hohe Konzentration von pyrogenem Kohlenstoff/Biokohle zurückzuführen ist. Diese Einschätzung zur Bedeutung von Biokohle/pyrogenem Kohlenstoff (engl. pyrogenic carbon oder black carbon) lässt sich auf eine fehlerhafte Analyse von Biokohle/Black Carbon in sämtlichen dieser Arbeiten zurückführen, die die Biokohlegehalte im Boden um den Faktor zehn bis hundert überschätzten (siehe zusammenfassend dazu Gerke, 2019). 

Dazu kommt, daß bei der Produktion der Biokohle unerwünschte Nebenprodukte wie beispielsweise polyzyklische, aromatische Kohlenwasserstoffe entstehen, die z.T. toxisch und krebserregend sind. Statt der Pyrolyse der organischen Stoffe zur Biokohle sollten diese kompostiert werden. Beim anschließenden Einsatz im Gartenbau, in der Landwirtschaft und gegebenenfalls in der Forstwirtschaft werden dann eben nicht die toxischen Verbindungen mit ausgebracht, die bei der Pyrolyse zur Biokohle entstehen. 

7. Minimierung von Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft 

Vermutlich soll die Minimierung der Emissionen von Treibhausgasen aus der Landwirtschaft ein zentrales Anliegen „regenerativer Landwirtschaft“ sein, was auch durch die Anlehnung an den Begriff „regenerativer Energie“ nahegelegt wird. 

Je nach Literaturquelle beträgt die Emission der drei wichtigsten Treibhausgase, Kohlendioxid, Lachgas und Methan, aus der Landwirtschaft weltweit zwischen 30 und mehr als 50 Prozent.

Der Boden ist mit Abstand der größte Kohlenstoffspeicher weltweit (Stevenson, 1994; Batjes, 2016); er speichert mehr Kohlenstoff als die Atmosphäre (in Form von Kohlendioxid) und die Vegetation zusammen (Weber et al., 2018). Mehr organischer Kohlenstoff/Humus im Boden bedeutet weniger Kohlendioxid in der Luft! Kleinere Änderungen im Gehalt an Humus in den Böden haben deswegen große Auswirkungen auf die Kohlendioxidgehalte der Luft. 

Die „regenerative Landwirtschaft“ erkennt nicht die wesentliche Bedeutung der zwei wichtigsten humusmehrenden acker- und pflanzenbaulichen Maßnahmen nämlich Stallmist oder dessen Kompost sowie Luzerne-Klee-Gras Ackerfutterbau. Trotzdem gibt aber in den Publikationen zur „regenerativen Landwirtschaft“ eine große Rhetorik zum Ziel der Mehrung der organischen Bodensubstanz und damit der Senkung der Kohlendioxidkonzentration der Luft, die aber durch nichts gedeckt ist.

Die Emission von Lachgas kommt zu rund 65 Prozent aus der Landwirtschaft. Sie kann wesentlich begrenzt werden durch den Anbau von Leguminosen, die Stickstoff aus der Luft binden. Dies sind einerseits Körnerleguminosen wie Ackerbohne, Lupine oder Erbse, andererseits verschiedene Futterbaukleearten oder Luzerne (Stagnari et al., 2017). Zusätzlich wird damit die Notwendigkeit mineralische Stickstoffdüngemittel auszubringen reduziert oder überflüssig. Hier ist als Gegenbeispiel der organische Landbau sehr präzise. Der Einsatz mineralischer Stickstoffdüngemittel ist im organischen Landbau verboten. Die Herstellung der Stickstoffdüngemittel nach dem Haber-Bosch-Verfahren verbraucht mit Abstand den größten Anteil an Energie im Rahmen der landwirtschaftlichen Produktion. Drei bis fünf Prozent des weltweiten Erdgasverbrauchs werden für das Haber-Bosch-Verfahren zur Produktion von Ammoniak benötigt! Wenn Rattan Lal (2020) zur Frage der Düngung dann in seiner Beschreibung der „regenerativen Landwirtschaft“ wolkig von einem „integrierten Nährstoffmanagement“ schreibt, unterstreicht er nur die Indifferenz der „regenerativen Landwirtschaft“ gegenüber Fragen der Düngung und damit gegenüber der Lachgasemission aus der Landwirtschaft. 

Die Produktion von Methan aus der Landwirtschaft erfolgt im gemäßigten Klima vor allem durch Wiederkäuer, Rinder, Schafe und Ziegen. Aber die Landwirtschaft setzt nicht nur Methan frei, sondern der Boden ist auch Methan-Sink, indem dieses dort oxidiert und damit abgebaut wird. Die mikrobielle Oxidation von Methan im Boden wird durch ein hohes Stickstoffniveau im Boden, genauer eine hohe Nitratkonzentration behindert und heruntergesetzt (Wang et al., 2021). Also auch hier, beim gewünschten Abbau von Methan im Boden kann ein Verzicht auf mineralische Stickstoffdüngemittel helfen, den Methanabbau im Boden zu fördern. 

Der politisch geforderte Verzicht auf Fleischverzehr übersieht bezüglich der Methanemissionen zweierlei. Zum einen sind Schweine und Geflügel keine Wiederkäuer, damit ist zur Reduktion der Methanemission der Verzicht auf Schweine- und Geflügelfleisch überflüssig, zum anderen überkompensiert eine artgerechte Fütterung der Wiederkäuer beispielsweise mit Luzerne-Klee-Gras-Futter durch ihre Wirkung auf eine verminderte Kohlendioxid- und Lachgasemission die erhöhte Methanausscheidung der Wiederkäuer. Fleischverzicht wirkt nicht grundsätzlich erhöhend auf die Freisetzung von Klimagasen, es kommt darauf an, welche Tierhaltung betrieben wird. Davon ist jedoch in den Kriterien zur „regenerativen Landwirtschaft“ nichts zu lesen. 

Zusammenfassung

Das, was „regenerative Landwirtschaft“ in ihrem Selbstverständnis darstellt, ist eine Zusammenwürfelung von Vielem, das wenig Bezug zur Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft hat.

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Regenerative Landwirtschaft“ – Versuch der globalen Neuausrichtung unserer Lebensmittelversorgung

„Regenerative Landwirtschaft“: unter diesem Namen und dem Deckmantel von Nachhaltigkeit bereiten die großen Nahrungsmittelkonzerne, Rohstoffhändler und der Lebensmittelhandel eine globale Neuausrichtung der Nahrungsmittelerzeugung vor!

Welche Bedeutung die „regenerative Landwirtschaft“ in Zukunft erhalten könnte, zeigt sich nicht an der Anzahl wissenschaftlicher Artikel zu diesem Stichwort, auch nicht an der Anzahl der gesendeten Beiträge dazu, zum Beispiel auf YouTube, sondern daran, welche wirtschaftlichen Akteure „regenerative Landwirtschaft“ antreiben und welche Kriterien mit diesem Begriff überhaupt verbunden sind. 

Ein Schlüsselbeitrag dazu ist auf der Wirtschaftsseite Forbes.com am 19.08.2021 veröffentlicht, von J. Uldrich, einem „Forbes Council Member“ mit der merkwürdigen Zuschreibung „führender globaler Futurist“ (leading global futurist). Der Titel: „Regenerative Agriculture: The Next Trend in Food Retailing“ verrät schon, daß es um Handel und Vermarktung geht, nicht um Nachhaltigkeit. 

Uldrich bringt einige interessante Zahlen dazu, welche globalen Firmen in Zukunft auf wieviel Flächen den Anbau von „regenerativer Landwirtschaft“ organisieren werden. General Mills:1 Millionen Acres, PepsiCo: 7 Millionen Acres, Cargill bis 2030:10 Millionen Acres, Walmart: 50 Millionen Acres, andere globale Nahrungsmittel Verarbeiter wie Danone und Unilever wollen auch in diesen Bereich gehen, noch ohne Flächenangaben. Ein amerikanischer Acre entspricht rund 0,4 Hektar.  Um die Zahlen zur Entwicklung der „regenerativen Landwirtschaft“ einordnen zu können: Der langfristig gewachsene organische Landbau in den USA bewirtschaftete 2022 eine Flächen von rund 5 – 5,5 Millionen Acres, also weit weniger als ein Zehntel der geplanten Flächen für „regenerative Landwirtschaft“. 

Das Problem der „regenerativen Landwirtschaft“ ist, daß diese Form der Landbewirtschaftung weder sicher bestimmt ist, und schon gar nicht definiert ist, was „regenerative Landwirtschaft“ ist. 

Organischer Landbau ist im Gegensatz dazu recht präzise definiert durch den Verzicht auf mineralische Stickstoffdünger aus dem Haber-Bosch-Verfahren, dem Verzicht auf organische Pestizidwirkstoffe und in der Folge durch vielfältige Fruchtfolgen mit Leguminosen als zentralen Früchten, die damit auch Vielfalt in die Anbausysteme bringen. 

Um die Frage nach dem, was „regenerative Landwirtschaft“ ist, zu beantworten, haben mehrere US-Wissenschaftler eine Literatur- und Internetrecherche durchgeführt. Sie sammelten 229 wissenschaftliche Artikel aus Peer-begutachteten Zeitschriften aus dem Zeitraum 1982 – 2019 über „regenerative Landwirtschaft“ (regenerative agriculture), weiterhin 25 „Praktiker-Webseiten, die sich mit „regenerativer Landwirtschaft“ befassen (Newton et al., 2020). 

Die Auswertung der 229 Wissenschaftsartikel zeigt, daß es praktisch keine gemeinsamen Kriterien für eine „regenerative Landwirtschaft“ gibt. Die Autoren listen über 40 Begriffe auf, die zur Charakterisierung von „regenerativer Landwirtschaft“ herangezogen werden und zeigen, daß für die meisten der Begriffe zwischen zwei und 25 Prozent der Artikel diese Begriffe auflisten (Newton et al., 2020). Das bedeutet aber auch, daß im besten Fall mindestens dreiviertel der wissenschaftlichen Beiträge den jeweiligen Begriff zur Charakterisierung nicht heranziehen. Es gibt eine Ausnahme bei den von Newton et al. (2020) untersuchten Begriffen, der Begriff „Bodengesundheit“ (soil health) wird zur Charakterisierung in 40 Prozent der wissenschaftlichen Beiträge verwendet. Aber genau dieser Begriff selbst hat keine verbindliche Bedeutung oder ist sogar unsinnig, wenn bedacht wird, daß Gesundheit Organismen zugeordnet wird und der Boden kein Organismus ist. Ein sehr renommierter Bodenkundler, der sich schon lange mit der Nachhaltigkeit von Bodennutzungssystemen befasst, D. S. Powlson, hat in einem Beitrag zu „Soil health“ klargestellt, daß in wissenschaftlicher Hinsicht Bodengesundheit kein sinnvolles Konzept darstellt (Powlson, 2020). Und dieser Begriff hat immerhin in 40 Prozent der wissenschaftlichen Publikationen zur „regenerativer Landwirtschaft“ das Gemeinsame dargestellt, aber wurde von 60 Prozent der Artikel nicht erwähnt. Hier ist ein Vergleich zum Organischen Landbau nützlich. Auch für einige Vertreter des organischen Landbaus ist Bodengesundheit ein zentraler Begriff; dennoch taucht dieser, wenig fassbare und auch wenig aussagende Begriff in keinem Katalog zur Charakterisierung des organischen Landbaus auf. So zeigt sich auch hier die Beliebigkeit und Willkür der Umgrenzung „regenerativer Landwirtschaft. 

Der Charme des „regenerativen Landbaus“ für die oben erwähnten Konzerne der Ernährungsindustrie liegt vermutlich gerade in der Beliebigkeit und Willkür. „Regenerativer Landbau“ so wie dieser heute darbietet, hat nichts mit Nachhaltigkeit, mit Kreislaufwirtschaft, mit effizienter Nutzung von Ressourcen zu tun. Das schließt nicht aus, daß einzelne Vertreter dieses Begriffs, Landwirte oder Konsumenten, sinnvolle und weiterführende Inhalte damit verbinden. Es ist jedoch absehbar, daß die dahinterstehenden wirtschaftlichen Kräfte mehr noch als beim organischen Landbau diese Form kompatibel machen und zuschneiden auf und für die globalen Konzerne der Nahrungsmittelkette, eben ohne Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft.

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Sind die erneuerbaren Energien aus Biomasse, Wind oder Sonne nachhaltig?



Zusammenfassung und Schlussfolgerung
Die heutigen, als erneuerbar definierten Methoden der Energiegewinnung und Energieverarbeitung sind weder erneuerbar, noch nachhaltig. Ein Teil dieser Energien – Kraftstoffe aus Mais, Zuckerrübe und Ölpflanzen, Mais zur Biogasgewinnung – erhöht die Emission von Treibhausgasen. Energiegewinnung, welche elektrische Energiesysteme benötigt, mangelt es an einer langfristig gesichertern Versorgung mit den notwendigen Rohstoffen. Damit sind diese Systeme nicht nachhaltig und damit ebenfalls nicht erneuerbar.
Welche machtpolitischen Interessen stehen hinter einer solchen sachlichen und terminologischen Fehlentwicklung in Deutschland?
Ein mögliches Motiv für diese Entwicklung besteht in der umfassenden Einführung von CO2-Zertifikaten, mit denen über teilweise irrationale Besteuerungen jede Art von Wirtschaftsentwicklung unter dem Oberbegriff „Klimapolitik“ durchgesetzt werden kann, auch ohne sachliche Basis.
Es geht hierbei um eine besonders rigide Form von Machtpolitik, aber nicht im Geringsten um nachhaltiges Wirtschaften oder Umweltschutz.

Einleitung
Diese Frage, ob erneuerbare Energien aus Biomasse, Wind oder Sonne nachhaltig sind, weist schon auf die Begriffsverwirrung hin, die hier herrscht.
Durch den Begriff „erneuerbar“ wird schon unterstellt, daß diese Energien nachhaltig sind, das heißt langfristig wirksam sein können. Die Frage der Nachhaltigkeit der erneuerbaren Energien bedarf jedoch einer Überprüfung. Die gesamte Diskussion um die „Klimapolitik“ ist in den Sog politischer und medialer Machtinteressen geraten. Und in diesem Sog stehen auch die Natur- und Technikwissenschaften, die sich diesen Interessen unterordnen müssen, um eine Versorgung mit Forschungsgeldern sicherzustellen. Zwei Anmerkungen erscheinen vorab notwendig.
1. Einer der Gründungsväter der Partei „Die Grünen“, der aus der CDU stammende Herbert Guhl, hat 1976 den deutschen Klassiker der Umweltbewegung veröffentlicht: „Ein Planet wird geplündert“. Darin beschreibt er schon zwei technokratische Irrtümer des Umweltschutzes, nämlich die Illusion der Stoffsubstitution, d.h. jeder Rohstoff ist ersetzbar und zum zweiten die Illusion, daß technische Probleme der Gegenwart durch zukünftige Innovationen technisch gelöst werden können. Diese beiden ideologischen Annahmen sind aktuell von großer Bedeutung bei der Stromgewinnung aus Windanlagen und Solarzellen. Beide Arten der Stromgewinnung funktionieren nur intermediär und benötigen deswegen dringend Speichermedien. Und genau an dieser Stelle sind es die knappen Batterierohstoffe wie Lithium oder Kobalt, die eben großtechnisch nicht ersetzbar sind. Die gesamte Kette der Gewinnung von Elektroenergie und des Verbrauchs hängt daran. Das irrationale Vertrauen auf zukünftige Entwicklungen zeigt, daß aus Rohstoffgründen Strom aus Wind und Sonne nicht nachhaltig produziert werden kann und damit auch nicht erneuerbar ist.
Der Umweltschützer Herbert Guhl trat wenige Jahre nach Gründung aus der Partei „Die Grünen“ mit einigen Mitstreitern aus, nachdem sie von ehemaligen K-Gruppen Funktionären Ende der siebziger bis Anfang der achtziger Jahre gekapert wurde, in der Hoffnung, mit Hilfe des Umweltschutzargumentes die Ideologie der grundlegenden Transformation der freien westlichen Gesellschaften umzusetzen. Beispiele für ehemalige K-Gruppen Funktionäre sind W. Kretschmann, J. Trittin und R. Fücks – alle bis heute einflussreiche Politiker. Guhl erkannte damals, daß die grüne Partei Opfer einer feindlichen Übernahme geworden war.

2. Die Energiegewinnung aus Kohle, Erdgas und Erdöl sowie aus der Kernspaltung ist nicht nachhaltig, das heißt langfristig werden die Vorräte aufgebraucht. Der Beitrag dazu von Thomas Hoof, 2018 in der Vierteljahreszeitschrift Tumult erläutert dies sehr eindringlich. Das aber heißt, es gibt politischen Handlungsbedarf, die Energieversorgung auch in Zukunft sicherzustellen. Ob es daher aber sinnvoll ist, die existierenden Vorräte an Kohle, Gas und Erdöl in Deutschland nicht mehr zu nutzen, ist noch nicht einmal eine Frage. Für jedes in Deutschland jetzt stillgelegte Kohlekraftwerk werden in den nächsten Jahren unter anderem in China, Russland und Indien zehn bis hundert neue Kohlekraftwerke in Betrieb genommen.


Erneuerbare Energien?
Unter dem Oberbegriff „Erneuerbare Energien“ werden verschiedene Methoden der Energiegewinnung und Energieumformung zusammengefasst: Wasserkraft, Windkraft, Solarenergie und Biomasse. Die Energiegewinnung aus Wasserkraft ist in Deutschland eine Form mit langer Tradition. Ebenso ist die energetische Nutzung von Holz ein traditionelles Verfahren. Sofern mengenmäßig nicht mehr Holz verwertet wird, als nachwächst, so ist dies eine erneuerbare und darüberhinaus nachhaltige Weise der Energiegewinnung. Wie ernst es der EU-Politik mit erneuerbaren Energien ist, kann daran abgelesen werden, daß das EU-Parlament seit Kurzem Holz als lediglich bedingt nachhaltig einstuft. Die Beschlussvorlage für das Parlament sah sogar vor, Holz als nicht nachhaltig einzustufen.
Neue „erneuerbare Energien“ sind die Stromgewinnung aus Wind und Sonne und aus Biogas unter dem Einsatz von Mais. Dazu kommt die Produktion von Biodiesel und Alkohol als Treibstoffzusatz aus Ölfrüchten wie Raps und Zuckerrüben oder ebenfalls Mais.
Die Stromgewinnung ist für die neuen, erneuerbaren Energien zentral. Wenn also diese Formen der Stromgewinnung erneuerbar und damit nachhaltig sein sollen, so muß neben der langfristigen Bereitstellung der Energie auch die langfristige Verfügbarkeit derjenigen Rohstoffe in großtechnischem Maßstab gegeben sein, die für den Betrieb und die Errichtung von Windkraftanlagen, Solarplatten und Batterien für Elektrofahrzeuge notwendig sind. Dies sind beispielsweise Lithium, Kobalt, Kupfer, verschiedene seltene Erden, um nur einige der notwendigen Rohstoffe aufzulisten.
Diese Bilanzierung wird nicht unternommen, vermutlich weil die Bereitstellung in großen Maßstab nicht möglich ist oder ein perfektes Recyclingsystem voraussetzen würde. Aber hier behelfen sich die Akteure mit denselben politischen Taschenspielertricks, die schon Herbert Guhl 1976 beschrieben hat: Dem Verweis auf zukünftige Stoffsubstitution und auf zukünftige technische Innovationen.
Eine dieser aktuellen Science-Fiktion Visionen ist die Speicherung von Wind- und Sonnenenergie in Form von Wasserstoff, H2. Dies ist die politisch erhoffte Lösung der Energiespeicherprobleme in der Zukunft, präzise die Tatsache ignorierend, daß an der industriellen Nutzung der Wasserstofftechnik in großem Maßstab seit mehr als sechzig Jahren gearbeitet wird, ohne daß diese Technologie bis heute großtechnisch eingesetzt wird.
Der ursprüngliche Antrieb, die „Erneuerbaren Energien“ Wind und Sonne zu nutzen, kam aus dem Bestreben, den Anstieg der Treibhausgasemissionen in die Luft, vor allem Kohlendioxid (CO2) und Lachgas (N20) aus Gründen des „Klimaschutzes“ zu begrenzen oder den Trend sogar umzukehren. Dabei konzentriert man sich in den westlichen Industriestaaten bis heute fast ausschließlich auf das Verbot der Verbrennung von Kohle, Erdgas und Erdöl. Allerdings wird weltweit der Anstieg der CO2-Konzentrationen der Luft – je nach wissenschaftlicher Quelle 30-80% – auf die Freisetzung von Kohlendioxid aus Böden aufgrund einer anthropogen veränderten land- und forstwirtschaftlichen Bewirtschaftung zurückgeführt. Wenn es also das politische Ziel wäre, die Emission von Treibhausgasen zu begrenzen oder umzukehren, dann wäre es Aufgabe von Agrar- und Forstpolitik, eine solche Bewirtschaftung zu unterstützen, die die Kohlenstoff-Speicherung in den bewirtschafteten Böden erhöht. Eine solche Politik gibt es, trotz vielfältiger gegenteiliger Bekundungen, nicht. Die politischen Entscheidungen zur „Klimapolitik“ haben nichts mit einem wie auch immer verstandenen Klimaschutz zu tun. Mehr noch, der Agrarbereich rückt mehr und mehr in das Zentrum als Verstärker der Treibhausgasemissionen. Dies gilt besonders, weil der staatlich subventionierte Anbau von Energiepflanzen ein zunehmend wichtiger Verstärker der Lachgas- und Kohlendioxidemissionen ist: Die Erzeugung von Biogas-Strom aus Mais, die Produktion von Biodiesel beispielsweise aus Raps oder die Erzeugung von Alkohol als Benzinzusatz aus Mais oder Zuckerrüben. All diesen Pflanzen ist gemeinsam, daß sie sehr intensiv, mit hohen Stickstoffdüngergaben angebaut werden, wodurch die Lachgasproduktion und Emission in besonderer Weise erhöht wird. Dazu kommt, daß mineralische Stickstoffdüngemittel unter hohem Energieaufwand industriell erzeugt werden. Zwischen 3 und 5 % des weltweiten Erdgasverbrauchs werden allein für die Ammoniakherstellung für mineralische Stickstoffdüngemittel verbraucht. Unter anderem führt dies dazu, daß die Energieausbeute von Biogasstrom aus Mais im Verhältnis zur eingesetzten Energiemenge sehr schlecht ist und unter ungünstigen Bedingungen den Wert 1 erreicht.
Weiterhin beanspruchen Energiepflanzen den Gehalt an organischer Substanz im Boden in hohem Maße, sorgen also für erhöhte CO2-Emissionen aus Ackerböden.
Der Einfluss des Ausbaus der hier aufgeführten Energiepflanzen auf die Emission von Treibhausgasen ist in der Wissenschaft schon lange bekannt. Vor mehr als zehn Jahren veröffentlichte eine Gruppe von in diesem Feld renommierten Wissenschaftlern dazu einen Übersichtsartikel, in dem es zu dem Energiepflanzenanbau unter anderem heißt (Übersetzung J.G.): „…Erweiterte Bioenergieprogramme können umgekehrt die terrestrischen CO2-Emissionen global erhöhen… Verstärkte Produktion von erste-Generation Energiepflanzen können zudem noch die N2O-Emissionen erhöhen, eine großer Flächenanteil dieser Feldfrüchte werden für eine maximale Produktion gedüngt“ (Reay et al., 2012, Nature Climate Change, 2, S. 410- 416). Bezüglich dieser Energiepflanzen der „ersten Generation“ ist der weitere Ausbau ein Verstärker der Erhöhung der Emission von Treibhausgasen weltweit. Ob aber zukünftige Energiepflanzen in der Hinsicht auf die Emission von Treibhausgasen erfolgreicher sind, entscheidet nicht Wunschdenken renommierter Wissenschaftler, sondern die zukünftige, gesamtgesellschaftliche, wirtschaftliche Entwicklung.
In jedem Fall sind die Intensivlandwirtschaft und die Intensivierung immer weiterer Teile der landwirtschaftlichen Flächen der Verstärker des Anstiegs der Treibhausgasemissionen. Eine hohe Düngung mit mineralischen Stickstoffdüngern ist direkt und indirekt verantwortlich für den Anstieg der N2O-Emissionen aber auch für das sinkende Bindungsvermögen von Böden für Methan, dem dritten bedeutsamen Treibhausgas.
In Deutschland werden mittlerweile rund 20% der Ackerflächen mit Energiepflanzen bebaut – Mais, Raps und Zuckerrüben – für die Treibstoffgewinnung und für Biogas-Strom. Gleichzeitig ist die deutsche, wie auch die EU-Landwirtschaft insgesamt nicht in der Lage, den Eiweißbedarf der Bevölkerung sicherzustellen. Deswegen werden, vor allem als Viehfutter, sieben Millionen Tonnen Sojaprodukte als Eiweißfutter zur Erzeugung von Milch, Eiern, Schweinefleisch, Rindfleisch und Geflügel nach Deutschland importiert. Die vermeintliche Rolle Deutschlands als Energie-Vorreiter wird mit einer gravierenden Abhängigkeit von Eiweißimporten erkauft.
Und während durch das EU-Parlament Holz nur noch als eingeschränkt nachhaltig in der EU klassifiziert wird, wird die Erzeugung von Biogas in Deutschland nochmals ausgeweitet, obwohl zur erfolgreichen Biogasgewinnung der Anbau von Mais erforderlich ist.
Darüber hinaus werden die Potentiale der Landwirtschaft, die Treibhausgasemissionen in Deutschland zu begrenzen, nicht nur nicht genutzt, sondern die industrielle Intensivlandwirtschaft, sei es nun als industrielle „Ökolandwirtschaft“ oder als konventionelle Landwirtschaft ist das agrarpolitische Ziel.
Daraus kann die Schlussfolgerung gezogen werden, daß es bei den politischen Gesetzen und Verordnungen zum „Klimaschutz“ nicht um die Reduktion der Treibhausgasemissionen geht.
Was aber ist dann der Grund für diese Art der „Klimapolitik“?
Letztlich kann diese Frage aufgrund der fehlenden sachgerechten Begründung durch die Politik nur ansatzweise beantwortet werden. Es erscheint jedoch plausibel, daß hiermit ein grandioser finanzieller Verschiebebahnhof geschaffen wird. Und zwar in Form von CO2-Zertifikaten. Es geht dabei darum, was als klimaschützend definiert wird und nicht was tatsächlich eine nachhaltige Bewirtschaftung fördert.



Die Naturwissenschaften im Würgegriff von Politik und Medien

 II. Der “Klimaschutz” in Deutschland 

Zusammenfassung

Während politisch am Ausstieg aus der Nutzung von Öl, Kohle und Gas gearbeitet wird, vermeintlich aus „Klimagründen“, ist gleichzeitig die Industrialisierung der Landwirtschaft, auch des organischen Landbaus Ziel aller politischen Bemühungen. Der Boden ist ein bedeutendes Feld für den weltweiten CO2-Haushalt. Er kann Kohlenstoff binden aber auch freisetzen. Eine noch im Jahr 2000 ausgeglichene Bilanz für die Treibhausgasemissionen aus den europäischen Böden ist Vergangenheit. Doch dieses Feld wird politisch wenig beackert. Dabei führt vor allem die Industrialisierung der europäischen Landwirtschaft zu einer Nettotreibhausgasemission aus den landwirtschaftlichen Böden, die den Effekt der Reduktion der fossilen Energieverbrennung mittlerweile übersteigt. Gerade der Anbau der Energiepflanzen, Mais und Raps führt zu einem Anstieg der Emissionen von Kohlendioxid und vor allem Lachgas und Methan aus Böden. Die angekündigte Energiewende kann deswegen zu einem Zuwachs an Treibhausgasemissionen in Europa führen. Die Rolle der Naturwissenschaftler in diesem Spiel besteht aus ein bißchen leiser Kritik, im besten Fall Forschung zum Status quo und vor allem gnadenlose Anpassung an die Form und den Inhalt des politisch-öffentlichen Diskurses zum „Klimaschutz“         Weiterlesen

Die Naturwissenschaften im Würgegriff von Politik und Medien

  1. Das Problem

Eines der dümmsten Ratschläge in öffentlichen Diskussionen zum richtigen Handeln lautet, spätestens seit 2020 in einer Art Neudeutsch „Follow the science“- folge der Wissenschaft.

Dumm ist dieser Ausspruch, weil weder das Folgen noch der Begriff der Wissenschaft dabei geklärt sind. Science im anglo-amerikanischen Sprachraum meint in der Regel Naturwissenschaft. Aber Naturwissenschaften geben keine Handlungsanweisungen. Und das Folgen in dem Eingangsspruch klärt und bestimmt nichts. Eine Steigerung dazu ist es, wenn Akteure behaupten, daß sie selbst Wissenschaft repräsentieren würden. Weiterlesen

Der Verkauf der bundeseigenen Landwirtschaftsflächen der BVVG soll gestoppt werden – hat dies eine agrarstrukturelle Bedeutung?

Die neue Bundesregierung hat im Agrarbereich für die eigene Politik damit geworben, daß der Verkauf der landwirtschaftlichen BVVG-Flächen des Bundes eingestellt wird. Einige Verbände und NGOs applaudieren schon jetzt, obwohl überhaupt nicht klar ist, ob es zu dem angekündigten Verkaufsstopp kommt.

Um die Bedeutung eines möglichen Verkaufsstopps auszuloten, muß die Chronologie der Bodenpolitik in Ostdeutschland in den letzten 30 Jahren kurz rekapituliert werden. Weiterlesen

Warum wird dem Getreidelieferungsabkommen zwischen Russland und der Ukraine in den Medien so viel Raum eingeräumt?

Russland und die Ukraine haben Vereinbarungen getroffen,  das in den ukrainischen Häfen festliegende Getreide wieder exportierbar zu machen. Dies war zentrale, koordinierte Nachricht z.B. in Tagesschau, SZ, NDR, MDR, Zeit, Stern, DLF. Weiterlesen

Die deutsche und die EU-Agrarpolitik kommen in der Krise an ihre Grenze

Bisher wird davon ausgegangen, daß sowohl die deutsche als auch die EU-Landwirtschaft besonders produktiv sind und daß durch bürokratische Regelungen die Landwirtschaft zusätzlich nachhaltig werden kann.

Diese politisch-bürokratische Perspektive, daß man technisch-biologisch-chemische Entwicklungen in der Landwirtschaft im Nachhinein nur bürokratisch zu regulieren braucht, um eine gewünschte Produktionsweise zu erhalten, ist in sich schon so inkonsistent, daß diese Auffassung einer ernsthaften Überprüfung nicht standhält.    Weiterlesen